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Venedig und Amsterdam kündigen Kreuzfahrt-Passagieren die Liebe

Venedig erhebt von seinen Touristen neu eine Steuer (Bild Stieger)

Venedig, Amsterdam, Dubrovnik und Bergen haben ein gemeinsames Problem: Zu viele Touristen oder auf Neudeutsch: Overtourismus. Gegen die Touristen-Flut kämpfen die Städte mit verschiedenen Massnahmen. Venedig und Amsterdam verlangen Eintritts-Gebühren (3 bis 10 Euro). Bergen und Dubrovnik wollen vor allem die Massen an Kreuzfahrt-Touristen eindämmen und haben aus diesem Grund ab diesem Jahr die Zahl der Anläufe von Kreuzfahrtschiffen begrenzt.

Von Hans Stieger, Stiegers Kreuzfahrt Tipps

Venedig kämpf seit Jahren gegen den Ansturm von Touristen auf die Lagunenstadt – rund 33 Millionen Besucher verzeichnete Venedig im letzten Jahr. Doch inzwischen verkraftet die Stadt den Ansturm nicht mehr. Um die Menschen-Massen zu begrenzen, kann Venedig in Zukunft Eintrittsgeld von Tagestouristen kassieren. Dies sieht ein Plan der italienischen Regierung vor, der vom Parlament in Rom verabschiedet wurde. Die Gebühr wird nur von Tagestouristen erhoben, nicht aber von Gästen die in Hotels übernachten. Diese bezahlen – wie bisher – eine Ortstaxe. Mit der Gebühr für Tages-Touristen (3 Euro ab Mai 2019) sollen – zumindest teilweise – die Kosten für Sauberkeit, Abfallentsorgung, Sicherheit und vor allem die Erhaltung der historischen Häuser finanziert werden. Nach aktuellen Meldungen aus der Lagunenstadt wird die Gebühr erst ab September 2019 erhoben, da es Probleme mit der Umsetzung gibt. Damit nicht genug: Ab 2020 sollen die Gebühren – die übrigens auch Kreuzfahrt-Passagiere bezahlen müssen auf 6 Euro, 8 Euro in der Hochsaison und gar 10 Euro an besonderen Feiertagen steigen. Böse Zungen behaupten, es handle sich einfach um eine zusätzliche Steuer um die Finanzen der Stadtverwaltung aufzubessern? Wie genau die Eintrittsgebühren einkassiert werden sollen, weiss man in Venedig aktuell noch nicht. Kinder unter 6 Jahren, Personen die im Zentrum arbeiten, Behinderte und Verwandte bis zum 3. Grad von Einheimischen müssen die Gebühr nicht bezahlen.

Amsterdam “bestraft” nur Kreuzfahrt-Passagiere

Jährlich bevölkern 33 Millionen Touristen (bei 55’000 Einwohnern) den Markus Platz und die Kanäle. Mit 1.49 Millionen Kreuzfahrt Passagieren ist deren Anteil in Venedig verhältnismäßig klein (knapp 5 %) auch wenn die Venezianer immer wieder und vor allem gegen die Kreuzfahrt-Gäste ins Feld ziehen. Die neue Eintrittsgebühr würde von allen Kreuzfahrt-Passagieren verlangt, genauso wie von den Massen an Bus-Touristen.

Amsterdam verlangt von Kreuzfahrt-Passagieren neu eine “Eintrittsgebühr” von acht Euro (Bild Stieger)

Anders verhält sich die Situation in Amsterdam. Die beliebte holländische Metropole verlangt explizit nur von Kreuzfahrt Passagieren eine „Eintrittsgebühr“. Acht Euro sollen diese pro Tag und Person bezahlen, egal ob die Passagiere mit Hochseekreuzfahrtschiffen oder Flussschiffen Amsterdam besuchen. Logische Konsequenz: Die ersten Reedereien haben Amsterdam aus dem Routing gestrichen und legen stattdessen in Rotterdam an. Von dort ist es nur eine kurze Busreise und der Besuch von Amsterdam ist für die Schiffsreisenden kostenlos. Gemäss amerikanischen Medien haben bereits MSC Kreuzfahrten und Cruise & Maritime Voyages (unter anderem MS Astor und MS Columbus) Amsterdam aus dem Routing gestrichen. Nachgezogen haben inzwischen auch P&O Cruises und Cunard die ab 2020  Amsterdam nicht mehr anlaufen werden. Es wird wohl aber kaum bei diesen Reedereien bleiben. Die CLIA (vertritt alle namhaften Reedereien) hat sich denn auch bei der Regierung über die nach ihrer Ansicht unverhältnismäßige Steuer beschwert und macht darauf aufmerksam, dass der Amsterdam mehrere Millionen Euro verloren gehen könnten.

Mit Eintrittsgebühren Touristen vertreiben?

Können solche Eintrittsgebühren helfen, die Touristenmassen in Städte-Highlights wie Amsterdam oder Venedig einzudämmen? Urs Wagenseil, Tourismusexperte an der Hochschule Luzern, verneint dies gegenüber 20 Minuten. In einem Interview mit dem Online-Portal erklärt der Experte: „Die Abgabe ist berechtigt. Doch das schreckt kaum ab. Auch eine deutliche Erhöhung würde kaum was bringen. Das hat das Beispiel in Arosa vor rund 15 Jahren gezeigt: Dort hat man die Kurtaxe im Sommer verdoppelt. Die Gäste sind dennoch gekommen. Sie nehmen die Abgaben in Kauf. Mit solchen Gebühren lässt sich der Massentourismus jedenfalls nicht stoppen.“

Bergen und Dubrovnik begrenzen Zahl der Schiffsanläufe

Keine Eintrittsgebühren verlangt Bergen von Kreuzfahrt-Passagieren, dort geht man einen anderen Weg, denn auch die beliebte norwegische Stadt kämpft mit zu vielen Touristen. Aber statt Eintrittsgelder zu verlangen, will man die Anläufe von Kreuzfahrtschiffen ab diesem Jahr beschränken (letztes Jahr stiegen die Anläufe um 31 Schiffe auf 342). Pro Tag erlaubt die Stadt neu nur noch drei Kreuzfahrtschiffe mit insgesamt höchstens 8‘000 Passagieren.

Das teilweise in Dubrovnik gedrehte Fantasy-Epos “Game of Thornes” hat dafür gesorgt, dass die Touristenzahlen in der „Perle der Adria“ geradezu explodiert sind. Hinzu kommen die Massen an Kreuzfahrt-Touristen. 538 Kreuzfahrtschiffe haben 2017 742’000 Passagiere ausgespuckt. Dies hat zur Folge, dass in der nur gerade 800 Meter langen Altstadt, aber auch auf der historischen Stadtmauer oft fast kein Durchkommen mehr ist. Mato Frankovic, Bürgermeister der Stadt greift nun zu drastischen Massnahmen. Neu dürfen statt wie heute bis zu zehn, maximal zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen anlegen und maximal 5’000 Passagiere in die Stadt bringen. Bis Ende 2018 werden nach Auskunft der Stadtverwaltung 740’000 Touristen von 440 Kreuzfahrtschiffen Dubrovnik besucht haben. Wenn man die Zahl mit jener von 2017 vergleicht sieht man bereits, dass einige Reedereien Dubrovnik nicht mehr oder nicht mehr so oft anlaufen.



2 Antworten

  1. Kreuzfahrt Blog

    Hallo Ruedi. Ja bei den Zahlen wird einem wirklich schwindlig. Korrekt sind die 33 Mio. Besucherinnen und Besucher (die 25 Mio. waren aus einem vergangen Jahr). Schon verrückt. Sind mehrere 10’000 Besucherinnen und Besucher pro Tag

  2. Im zweiten Abschnitt ist von 33 Mio. Venedigbesuchern die Rede. Weiter unten sind es dann nur noch 25 Mio. Touristen. Der Anteil der Kreuzfahrten-Passagiere an diesen 25 Mio. soll mit 149 Mio. Besuchern aber lediglich knapp 5% betragen. Bei diesen Zahlen wird mir schwindlig.

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