Der Rückblick auf das Geschäftsjahr 2021, die Nachhaltigkeitsstrategie, die neuen Impulse in der Zürichsee-Gastronomie und die elektrobetriebenen Limmatboote waren Themen der 131. Ordentlichen Generalversammlung der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG). Diese fand am gestrigen Montag statt. Zum Abschluss stand eine Rundfahrt mit dem 113-jährigen Raddampfer Stadt Zürich auf dem Programm.
Nachdem die Generalversammlungen 2020 und 2021 coronabedingt unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten worden waren, fanden am Montag 288 Aktionäre mit total 31’352 Stimmen den Weg ins neue Kongresshaus in Zürich. Sie genehmigten Geschäftsbericht, Jahresrechnung und Bilanz 2021 sowie den Bericht der Revisionsstelle. Die Generalversammlung entlastete ausserdem die Mitglieder des Verwaltungsrats und genehmigte die Verwendung des Bilanzgewinns. Die Firma KPMG AG, Zürich, wurde für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt.
2020 und 2021 waren die speziellsten Geschäftsjahre in der Geschichte
Ebenfalls im Amt bestätigt wurde der Verwaltungsrat: VR-Präsident Peter Weber (Au), Rebecca Weber (Zürich), Kurt Kälin (Rapperswil-Jona), Christoph Hiller (Meilen), Hans-Peter Huber (ApR), Martin Hauser (Oberrieden) und Hansruedi Kölliker (Thalwil) wurden einstimmig für eine weitere Amtsperiode von vier Jahren wiedergewählt.
Verwaltungsratspräsident Peter Weber blickte auf das vergangene Jahr zurück: «2020 und 2021 waren die speziellsten Geschäftsjahre in der Geschichte unseres Unternehmens», sagte er im Hinblick auf die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen. Bis Ende Mai 2021 musste die Zürichsee-Flotte ohne Gastronomie verkehren, zudem wurde auf die Fahrplanverdichtung im Juli und August verzichtet. «Und kaum waren die Bordrestaurants wieder geöffnet, kam der Regen», so Weber.
Zürichsee verzeichnete 2021 50 % mehr Passagiere wie 2020, aber 30 % weniger wie 2019
Der schöne Spätsommer, der milde Herbst und die Wiederaufnahme der Erlebnisschiffe habe jedoch für eine Entspannung der Fahrgastzahlen gesorgt. Insgesamt genossen 2021 1.1 Millionen Passagiere eine Schifffahrt auf dem Zürichsee – rund 50 Prozent mehr als 2020, jedoch immer noch 30 Prozent weniger als in den Rekordjahren 2018 und 2019. Starke Umsatz-Einbussen musste auch die Zürichsee-Gastro hinnehmen: Der Gastronomie-Pächter der ZSG verzeichnete 2021 ein Minus von über 50 Prozent gegenüber den Vor-Corona-Jahren. Peter Weber führte an, dass die ZSG durch den Einbruch der Einnahmen zwar empfindliche Verluste zu verzeichnen, der Schifffahrtsbetrieb jedoch dank der öffentlichen Hand habe erhalten werden können. Anschliessend bedankte er sich bei der ZSG-Geschäftsleitung sowie allen Mitarbeitenden für ihren engagierten Einsatz. «Zusammen haben wir diese aussergewöhnliche Zeit gemeistert, zusammen blicken wir zuversichtlich in die Zukunft.»
Zürichsee Schifffahrt will bis 2030 CO2-Emissionen un mindestens 50 % reduzieren
Anschliessend informierte der Verwaltungsratspräsident über weitere Themen, welche die ZSG 2021 bewegt haben: So ging er etwa auf die Nachhaltigkeitsstrategie ein, welche zum Ziel habe, bis 2030 den Kostendeckungsgrad des Unternehmens auf 50 Prozent zu erhöhen, die CO2-Emissionen um mindestens 50% gegenüber 2019 zu reduzieren, die Mitarbeiterzufriedenheit auf 85 von 100 Punkten zu verbessern und die Kundenzufriedenheit mindestens auf dem Niveau von 2019 zu halten. Erste Erfolge sind bereits zu verzeichnen: so sank der CO2-Ausstoss gegenüber 2019 um fast 600 Tonnen (-16 Prozent).
Den Weg in eine emissionsfreie Zukunft ebnen sollen die drei neuen Limmatboote, welche ab 2023 vollelektrisch auf der Limmat verkehren werden.
Auch die Gastronomie auf dem Zürichsee hat die ZSG 2021 beschäftigt: Roland Thalmann, Pächter der Zürichsee-Gastro, und Samuel Vörös, Geschäftsführer der Schatz AG und erfahrener Gastronom, hatten sich Ende Dezember 2021 zusammengetan und richten seit dem Saisonstart am 3 April 2022 frisch an. Das neue Konzept bietet eine regionale, hausgemachte und saisonale Küche mit wechselnden Angeboten und neuer Getränkekultur.
Sorge bereitet dem ZSG-Direktor die aktuelle Personalsituation
Im Anschluss gab ZSG-Direktor Roman Knecht einen Ausblick auf das laufende Jahr, das sich in puncto Passagierzahlen bisher erfreulich entwickelt hat. Bis 31. Mai verzeichnete die ZSG ein Fahrgast-Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. «Mit der zunehmenden Lockerung der Corona-Massnahmen sind die Passagiere wieder auf unsere Schiffe zurückgekehrt. Das ist nicht nur sehr erfreulich, sondern hat uns auch wieder die Sinnhaftigkeit unserer Arbeit vor Augen geführt», so Knecht.
Sorge bereitet dem ZSG-Direktor die aktuelle Personalsituation: Während der Pandemie hätten sich viele Mitarbeitende Gedanken über ihre berufliche Zukunft gemacht. Lange und unregelmässige Arbeitszeiten sowie Wochenenddienste seien in der heutigen Zeit nicht mehr attraktiv. Dies habe zu einer sinkenden Mitarbeiterzufriedenheit und einer Personalfluktuation von rund 15 Prozent geführt. «Wir haben festgestellt, dass eine Attraktivitätssteigerung der Arbeitgebermarke erforderlich ist und intensive Gespräche mit unseren Mitarbeitenden und Führungskräften geführt, um herauszufinden, was dem Personal wichtig ist.» Auf dieser Basis wurden verschiedene Massnahmen getroffen wie etwa die Verkleinerung der Geschäftsleitung und des Kaders. Darüber hinaus erhalten alle Mitarbeitenden ab 2023 sechs Wochen Ferien. «Unser Fokus liegt nun darauf, Personalengpässe zu beseitigen und nautische Fachkräfte auszubilden», schloss Knecht.
Den Abschluss der Generalversammlung bildete eine gemeinsame Rundfahrt mit dem DS Stadt Zürich. Die Aktionäre liessen sich bei angenehmen Temperaturen Bratwurst, Brot und kühle Getränke schmecken.