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Auf Nordlandfahrt – Reise in die Pionierzeit des Polartourismus

Auf Nordlandfahrt von Sandra Walser

Kreuzfahrten in die Arktis und in die Antarktis liegen im Trend, die Branche erfährt gerade einen gewaltigen Wachstumsschub. Die wilden Anfänge des Polartourismus vor über 120 Jahren beleuchtet erstmals ein neues Buch. Es lädt ein auf eine lustvolle Entdeckungsreise durch Raum, Zeit und die Landschaften des hohen Nordens. «Auf Nordlandfahrt – 1896 von Hamburg nach Spitzbergen» von Sandra Walser ist jetzt im Handel erhältlich.

Im Juli 1896 sticht in Hamburg der kleine Touristendampfer Erling Jarl in See und nimmt Kurs auf den Rand der damals bekannten Welt. Sein Ziel ist die hocharktische Inselgruppe Spitzbergen, ungefähr auf halber Strecke zwischen dem norwegischen Festland und dem Nordpol gelegen. Die 52 Passagiere an Bord – 45 Herren und 7 Damen – gehören zu den allerersten Polartouristen und -touristinnen überhaupt.

Wer waren sie? Was erhofften sie sich von der ungewöhnlichen Reise? Wie haben sie sie tatsächlich erlebt? Und nicht zuletzt: Was hat das alles mit unserer Gegenwart zu tun? Fragen wie diese führen durch die sorgfältig recherchierte und populärwissenschaftlich aufbereitete Publikation von Sandra Walser. Thematisch Schlaglichter setzend, lässt die Autorin die visionäre Nordlandfahrt der Erling Jarl wieder aufleben und entführt in eine faszinierende Epoche, in der der (Arktis-)Tourismus noch jung und wild war und weisse Flecken auf der Landkarte Anlass gaben zu grossen Geschichten. Walsers lebendiger Schreibstil sowie ein reicher Schatz an historischem Bildmaterial ermöglichen eine Kopfreise entlang der legendären Hurtigruten-Strecke – und weiter Richtung Nordpol.

Ein Deutscher als Vater des Polartourismus

Die 34-tägige Fahrt von Hamburg nach Spitzbergen im Sommer 1896 wurde vom findigen Norddeutschen Wilhelm Bade (1843–1903) veranstaltet, der heute als Begründer der Polartouristik gilt. Er brachte ab 1893 zahlende Passagiere in die Arktis und bot seiner internationalen, in der Regel gut betuchten Kundschaft mehr als nur ‹Land und Leute›.

Die Unternehmung 1896 war besonders aufwändig aufgegleist. Beispielsweise fädelte Bade in Norwegen den Besuch einer Walfangstation ein, auf der auch der deutsche Kaiser Wilhelm II. verkehrte. Zudem konnten seine Gäste einer totalen Sonnenfinsternis beiwohnen, zusammen mit Astronomiegrössen aus aller Welt. Die beiden unbestrittenen Höhepunkte aber erlebten die Nordlandfahrenden in der hohen Arktis. Nicht nur stiessen sie im Eismeer auf eine der damals höchsten, je mit einem Schiff erreichten nördlichen Breiten vor. Sie verbrachten auch einige Tage im Basislager des schwedischen Polarforschers Salomon August Andrée (1854–1897), dem Leiter der wohl tollkühnsten Expedition des 19. Jahrhunderts: Von Spitzbergen aus – so der Plan – wollte Andrée die Bezwingung des noch uneroberten Nordpols auf dem Luftweg in Angriff nehmen … in einem Gasballon!

Ein Schweizer mit an Bord

Der heimliche Protagonist von «Auf Nordlandfahrt» ist Hans Beat Wieland (1867–1945). Der Schweizer Maler war als 29-Jähriger im Auftrag einer Zeitung als Zeichner an Bord der Erling Jarl. Neben einigen Fotos und Bildern hinterliess er auch ein feinsinniges, und bisweilen äusserst unterhaltsames Tagebuch, das die Initialzündung zu Sandra Walsers Publikation gab.

Wieland passte als (Lebens-)Künstler und leidenschaftlicher Berggänger eigentlich so gar nicht in die illustre Gesellschaft. Ihm lag wenig an Champagner, Frack und Dekolleté. Sein Interesse galt vielmehr der Erkundung der Szenerie, in der er – wandernd, malend und schreibend – immer wieder Parallelen zu seiner Heimat entdeckte. So liess ihn das nordnorwegische Küstengebiet schwärmen: «Meine eigentliche Lieblingslandschaft – sie hat sehr viel Ähnlichkeit mit dem Gotthard.» Spitzbergen zog ihn dann komplett in den Bann. Man erhalte von diesem «Wunderland» wohl die beste Vorstellung, wenn man sich «unsere Hochalpen bis zur Schneegrenze ins Meer versenkt denkt, so dass nur noch die obersten Gipfel und Firnbereiche hervorragen.» Er schuf die erste umfassende Werkgruppe zum hocharktischen Archipel und avancierte einige Jahre später zu einem überaus populären Bergmaler.

Damals wie heute: Reisen, Naturerlebnis, Entdeckerlust

Wieland sah in Spitzbergen das «Touristenland der Zukunft». Die Zeit sollte ihm Recht geben: Im Fahrwasser der Erling Jarl haben mittlerweile unzählige Passagierschiffe den hocharktischen Archipel angesteuert. Allein 2018 wurde er von knapp 63 000 Personen auf dem Seeweg besucht. Der Polartourismus erfährt gerade den grössten Wachstumsschub seiner Geschichte.

«Auf Nordlandfahrt» beschäftigt sich als erste deutschsprachige Publikation ausführlich mit den Anfängen dieses boomenden Tourismus-Zweigs. Gleichzeitig ist Sandra Walser in ihren Grundthemen – Reisen, Naturerleben, Entdecken – sehr universell und gibt spannende Einblicke in den Geist einer Zeit, die in verschiedenster Hinsicht vom Aufbruch geprägt war und bis heute nachwirkt.

Sandra Walser: Auf Nordlandfahrt – 1896 von Hamburg nach Spitzbergen
NZZ Libro: Basel 2018
176 Seiten, 64 Abbildungen
16 x 24 cm, gebunden (Halbleinen)
ISBN 978-3-03810-367-7

Über die Autorin: Sandra Walser (*1976) hat Geschichte und Filmwissenschaft studiert. Sie war als freischaffende Journalistin tätig und arbeitet heute im Kulturmanagement. Seit 2009 ist sie ausserdem als Guide, Referentin für Polargeschichte und Fotografin auf touristisch genutzten Expeditionsschiffen in der Arktis und in der Antarktis unterwegs. Ihre Heimat zu Land ist Zürich.

Das Buch kann hier für 39 Franken oder 39 Euro (exkl. Versandkosten) direkt bei der Autorin mit persönlicher Widmung bestellt werden

0 Antworten

  1. […] Sie haben es erwähnt, das Polartourismus ist fast so alt wie der Tourismus selber. Sie haben zu einer der ersten Reisen auch ein Buch geschrieben. Was erwartet die Leserin oder den Leser in «Auf Nordlandfahrt – 1896 von Hamburg nach Spitzbergen»? […]

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