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André Benthien: „Es ist der am schlechtesten bezahlte 24-Stunden-Job der Welt”

Sie wurde vor 20 Jahren vom SAiL-Virus befallen und war seitdem schon in vielen Häfen als ehrenamtliche Liaison im Einsatz: Iris Henkel (Foto Martens)

Was treibt diese Leute eigentlich dazu, Urlaub zu nehmen, um als Ehrenamtliche die Segelschiffe bei der SAiL 2025 in Bremerhaven zu betreuen? Dazu noch ohne Bezahlung. „Es ist der am schlechtesten bezahlte 24-Stunden-Job der Welt“, lacht André Benthien, der die Arbeit der so genannten Liaisons koordiniert. „Aber der schönste.“ Zur SAiL 2025 vom 13. bis 17. August freuen sich 20 freiwillige Helfer auf diese wohl einzigartige Aufgabe.

Für Iris Henkel, die vor 20 Jahren bei der SAiL 2005 in Bremerhaven heftig und nachhaltig vom Sail-Virus befallen wurde, war es der Beginn einer Liebesbeziehung. „Für mich ist das besser als ein Wellness-Urlaub“, sagt sie über ihre Arbeit als ehrenamtliche Helferin. „Mich macht das total glücklich.“

Es war Liebe auf den ersten Blick

Vor ihrem Debüt in der Seestadt  hatte sie bereits  Gelegenheit, auf einem Großsegler beim Tall Ship Race mitzusegeln. „Ich mag Menschen, ich mag Schiffe, ich mag Internationalität“, war eine Erkenntnis aus dieser Zeit. Da war es nur noch ein kleiner Schritt, als ehrenamtliche Schiffsbetreuerin in Bremerhaven anzuheuern. „Es entscheidet sich sehr schnell, ob das etwas für einen ist“, erinnert sie sich. „Für mich war es Liebe auf den ersten Blick.“

So vereinen sich bei der 56-Jährigen zwei Bedeutungen des Wortes Liaison. Was im Französischen so viel wie Affäre oder Liebesbeziehung bedeutet, beschreibt im englischen Sprachgebrauch jemanden, der die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Menschen oder Institutionen fördert, die Kommunikation in Gang hält und zum gegenseitigen Verständnis beiträgt.

Als lokaler Ansprechpartner an Bord

Im Fall der ehrenamtlichen Schiffsbetreuer geht es vor allem darum, den Crews der von ihnen betreuten Schiffe behilflich zu sein: Beim Landgang, bei der Vermittlung eines Arzttermins, beim Shopping, beim Sport oder einem Museumsbesuch. Doch auch bei Fragen der Müllentsorgung, der Frischwasserbeschaffung oder Problemen mit dem Zoll sind die Liaisons erste Ansprechpartner. „Und wenn irgendetwas Technisches kaputt geht“, sagt Iris Henkel, „dann muss ich eben jemanden besorgen, der das reparieren kann.“  Alles getreu ihrem Motto: „Ich liebe es, Probleme zu lösen!“

Der Crashkurs Arabisch als sechste Sprache

Seit ihrem ersten Liaison-Job in Bremerhaven hat die gebürtige Hamburgerin mehr als 30 Mal als ehrenamtliche Schiffsbetreuerin gearbeitet: In Amsterdam und Den Helder, Kristiansand und Bergen, in Aarhus, beim Hafengeburtstag in Hamburg und der Hanse-Sail in Rostock. So ganz nebenbei haben sich dabei auch ihre Fremdsprachenkenntnisse erweitert. Neben Englisch und Dänisch, was sie fließend spricht, reicht es auch in Holländisch, in Norwegisch und Französisch zumindest für einen Smalltalk.  Und da Iris Henkel sich vor einiger Zeit auch noch einen Crashkurs in Arabisch gegönnt hat, wird sie neben der „Alexander von Humboldt II“ noch die „Shabab Oman 2“, das Segelschulschiff aus dem Sultanat Oman, während der SAiL in Bremerhaven betreuen.

Verglichen mit der erfahrenen Iris Henkel ist der Bremerhavener Andreas Bauhammer noch ein absoluter Frischling in der Liaison-Szene. Der 28-Jährige wird bei dem Großseglertreffen vom 13. bis 17. August zum ersten Mal als Schiffsbetreuer an den Start gehen. „Ich habe keine Ahnung, was mich da erwartet“, sagt der Experte für Sicherheitstechnik, der sich für diese Zeit Urlaub von seinem Arbeitgeber in Bremen genommen hat. Grundsätzlich gehe es wohl darum, die Crewmitglieder des ihm zugeteilten Schiffes so gut zu betreuen, dass sie bald wiederkommen möchten, glaubt er: „Die SAiL lebt doch davon.“

Zur SAiL 2025 sind rund 800 ehrenamtliche Helfer im Einsatz

Um ein Festival wie die SAiL mit 250 teilnehmenden Schiffen und rund 3000 Crewmitgliedern überhaupt stemmen zu können, ist die Erlebnis Bremerhaven GmbH als Ausrichterin des Windjammertreffens auf viele ehrenamtliche Helfer angewiesen – rund 800 werden es in diesem Jahr wieder sein, und die meisten von ihnen nehmen sogar Urlaub, um dabeisein zu können. „Uns macht das stolz, wie die Bremerhavener ihre SAiL feiern und uns bei der Organisation unterstützen“, sagt Michael Gerber, Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven GmbH.

Beste Voraussetzungen für die Karriere als Liaison

Schiffe begleiten den aus Süddeutschland stammenden Bauhammer schon seit seiner Jugend. Mit 15 Jahren hat er seinen Segelschein auf dem Bodensee gemacht und auch die Abschlussfahrt seiner Schule zum Ijsselmeer in Holland hinterließ bleibenden Eindruck. „Mich hat es immer zum Meer gezogen“, sagt er und verknüpfte diese Sehnsucht nach dem Abitur mit einem Studium in Bremerhaven. Auch das ehrenamtliche Engagement ist für Bauhammer nichts Neues. So engagiert er sich auf den Museumsschiffen „Grönland“ und „Astarte“ und mischt auch bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG mit. Ein Hang zum Ehrenamt und die Liebe zur See: beste Voraussetzungen also für die Karriere als Liaison.

Wasser, Wind und Wellen als ein Motiv des Lebens

Wasser, Wind und Wellen sind auch für die gebürtige Bremerin Christine Mielsch ein durchgehendes Motiv in ihrem Leben. Nachdem sie Hamburg zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht hatte, war die heute 65-Jährige seit 1992 freiberuflich als Übersetzerin und Dolmetscherin mit den Arbeitssprachen Russisch und Englisch tätig. „2004 bekam ich auf dem russischen Großsegler ,Mir‘ bei einem Drei-Tages-Törn auf die Nordsee zum ersten Mal Schiffsplanken unter die Füße“, erzählt sie, „die Verwirklichung eines alten Traums.“ Mit ihren Sprachkenntnissen und ihrem Kommunikationstalent wurde sie schnell zu einer wichtigen Verbindungsperson zur „Mir“.

An Bord des imposanten Schulschiffs kam Christine Mielsch zur Sail 2005 nach Bremerhaven, wo sie als Bindeglied zu den Liaisons fungierte. Drei Jahre später, bei der „Lütten Sail“ 2008, schnupperte sie dann selbst zum ersten Mal in die Aufgaben einer ehrenamtlichen Schiffsbegleiterin hinein, 2010 stieg sie „als vollwertige Liaison“ in die Szene ein und blieb der Seestadt fortan auch bei den maritimen Festen zwischen den nur alle fünf Jahre stattfindenden SAiLs treu. „Wenn ich die Gangway hochgehe, fällt alles von mir ab“, sagt die ausgebildete Gästeführerin, die sehr bald als Projekt-Koordinatorin auch in Hamburg eine Liaison-Organisation für die Großsegler aufbauen half.

Wie Hamburg von Bremerhaven noch lernen kann

„Ich studiere gewissermaßen Problemlösungen“, sagt sie. „Dabei geht es vor allem darum, Ruhe zu bewahren und unerschütterlich zu bleiben.“ Trainiert werden diese Fähigkeiten seither auch beim Hafengeburtstag in Hamburg, wo Christine Mielsch ein Heimspiel hat und wo die Resonanz mit 1,2 Millionen Besuchern mit der Gästeerwartung zur SAiL Bremerhaven identisch ist.

Und auch sonst müsse sich die kleinere Seestadt im Vergleich mit der Elb-Metropole keineswegs verstecken. „Bremerhaven verfügt mit dem Neuen Hafen, der Seebäderkaje und dem Kaiserhafen über ein super Gelände, einen idealen Rundkurs“, sagt Christine Mielsch. Alles sei zu Fuß ohne Anstrengung zu erkunden. Außerdem punkte die Organisation mit einladender Sauberkeit. „Da wuseln die Einsatzkräfte schon am frühen Morgen vor den Schiffen herum. Wenn die ersten Besucher kommen, ist alles gepflegt und geräumt.“ Dickes Lob von einer, die weiß, wovon sie spricht: „Das bekommt Hamburg nicht hin.“

Schiffe gucken an der Sail 2025 vom 13. bis 17. August

Die Welt zu Gast in Bremerhaven: Schiffe gucken, an Bord gehen, Seeleute treffen – die SAIL Bremerhaven 2025 vom 13. bis 17. August ist ein Muss für alle, die der internationalen Schifffahrt und ihren Menschen ganz nah kommen wollen. Sie macht Bremerhaven alle fünf Jahre zur „Hauptstadt der Windjammer“. Neben gelebter Völkerverständigung stehen die „Königinnen der Meere“, eben die Windjammer, im Fokus. Ob Drei- oder Viermaster, Bark oder Vollschiff – interessierten „Sehleuten“ bieten sich viele Möglichkeiten, dem Charme historischer Schiffe nachzugehen. Mehr als 250 kleine und große Schiffe werden die Häfen füllen. Flaggschiff ist die „Alexander von Humboldt II“ mit Heimathafen Bremerhaven. Die Schirmherrschaft hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen.

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