Havila Voyages ergreift rechtliche Schritte, um Eigentümer des Küstenkreuzfahrtschiffs Havila Capella zu werden, und ihre Interessen an denen im Bau befindlichen Schiffen zu sichern.
Seit dem 12. April liegt die Havila Capella am Kai in Bergen, nachdem die Versicherungen die Schiffsversicherung wegen Sanktionen gegen russische Interessen gekündigt hatten. Die langfristige Finanzierung des Schiffes mit GTLK Asia ist ein Finanzierungsleasing, bei dem die Darlehensunterlagen Havila Voyages alle Rechte und alle Verantwortung für den Betrieb des Schiffes übertragen, als ob das Schiff vollständig im Besitz von Havila Voyages wäre. Das Unternehmen hat zwei Jahre nach Lieferung ein Kaufrecht gegenüber der Leasinggesellschaft und eine Kaufverpflichtung am Ende des Vertrags mit dem Ministerium für Verkehr und Kommunikation. Am 8. April wurde GTLK als Folge des Krieges Russlands gegen die Ukraine in die EU-Liste der sanktionierten Unternehmen aufgenommen.
Am 26. April erhielt das Unternehmen vom Außenministerium die Genehmigung, das Schiff für 6 Monate zu betreiben. Während der Verlängerung der Ausnahmeregelung hat sich das Außenministerium zu der für die Schiffsversicherung geltenden Ausnahmeregelung nicht geäußert. Diese musste vom Versicherer eigens beantragt werden und wurde am 9. Mai abgelehnt. Während dieser Zeit hat Havila Voyages an kurzfristigen Lösungen gearbeitet, um das Schiff wieder in Betrieb zu nehmen, und gleichzeitig an Lösungen für einen Eigentümerwechsel des Schiffes gearbeitet.
Eigentümerwechsel soll erzwungen werden
Diese Woche reichte Havila Kystruten beim High Court of Justice, Business and Property Courts of England and Wales, Commercial Court (QBD) in London den Fall ein, um einen Eigentümerwechsel des Schiffes zu erzwingen.
“Es ist uns wichtig, Eigentümer der Havila Capella zu werden. Wir haben versucht, mit GTLK Asia eine Lösung zu finden, aber die einzige Lösung, die sie vorgeschlagen haben, ist die Zahlung des fälligen Betrags. Es wäre illegal, wenn wir den fälligen Betrag an ein sanktioniertes Unternehmen zahlen würden. Wir wollen die Schuld ausgleichen, indem wir den Betrag, den wir GLTK Asia schulden, auf ein gesperrtes Konto einzahlen. Der Betrag wird an GTLK Asia gezahlt, wenn die Sanktionen aufgehoben werden”, sagt CEO Bent Martini von Havila Voyages.
“Wir haben auch bei unserem Finanzierungspartner keine große Bereitschaft gefunden, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Daher entscheiden wir uns jetzt, rechtliche Schritte einzuleiten, um einen Eigentümerwechsel zu fordern”, so Martini.
Havila Voyages war in ständigem Dialog mit mehreren Ministerien in Norwegen, um eine vorübergehende Lösung zu finden, das Schiff auf der Route entlang der Küste betreiben zu können, zu der das Unternehmen gemäß einem Vertrag mit dem Verkehrsministerium verpflichtet ist. Bisher wurde keine politische Lösung gefunden.
Falls Havila Voyages gerichtlich erfolgreich ist, wird Havila Capella wieder in Betrieb genommen.
“Ein Durchbruch für den Eigentümerwechsel wird die Herausforderungen lösen, vor denen wir stehen, damit Havila Capella eine Vollversicherung erhält und auf die Route entlang der norwegischen Küste zurückkehren kann. Es wird uns finanziell viel bedeuten, das Schiff wieder in den Fahrplan aufzunehmen, aber ebenso bedeutet es auch den Küstengemeinden und dem norwegischen Tourismus viel”, sagt Martini.
Havila Voyages ist aktuell “nur” Mieterin der Havila Capella
GTLK Asia ist der formelle Eigentümer des Schiffes nach der 2019 gewählten Finanzierungslösung, fast drei Jahre vor der tragischen russischen Invasion in der Ukraine. Dabei handelte es sich um eine sogenannte „Sale-and-lease-back“-Finanzierung, was bedeutete, dass die Havila Capella von der Leasinggesellschaft übernommen wurde, die dann das Schiff and Havila Voages vermietet hat.
“Im Vertrag haben wir eine Kaufverpflichtung für das Schiff nach 10 Jahren, gleichzeitig haben wir das Recht, es während der Vertragslaufzeit zurückzukaufen. Gleichzeitig setzt diese Art der Vereinbarung voraus, dass Havila Voyages alle anderen Verantwortlichkeiten auf dem Schiff hat, so dass das tatsächliche Eigentums- und Eigentumsverhältnis bei unserer Reederei liegt. Die finanzielle Lösung bedeutet auch, dass Havila Capella als Eigentum von Havila Voyages kapitalisiert wird und auch in Norwegen steuerlich ansässig ist, erklärt Martini. Parallel arbeitet das Unternehmen an der Refinanzierung der gesamten Flotte.
“Die Tilgung unserer Verbindlichkeiten gegenüber GTLK hängt davon ab, ob wir mit der laufenden Refinanzierung unserer Schiffe erfolgreich sind, sowohl der von der Werft gelieferten als auch der im Bau befindlichen Schiffe. Die eingeleiteten rechtlichen Schritte umfassen Anforderungen zur Wahrung der Interessen des Unternehmens an Schiffen, die in der Tersan-Werft gebaut werden. Wir haben am 16. Juni 2022, eine Entscheidung nach englischem Recht erhalten, die besagt, dass ohne die Genehmigung von Havila Voyages keine Aktivitäten oder Transaktionen im Zusammenhang mit den beiden im Bau befindlichen Schiffen durchgeführt werden können.”
Eine Klarstellung des englischen Rechts bezüglich Havila Capella wird in angemessener Zeit erwartet.
Antrag auf Nurtzungsrecht und Festsetzung: Am 16. Juni wurde beim Bezirksgericht Hordaland ein Antrag auf vorübergehende Festsetzung und Nutzungsrecht von Havila Capella gestellt. “Ein Antrag auf vorübergehende Festsetzung und Nutzungsrecht von Havila Capella ermöglicht es, das Schiff im Namen von Havila Kystruten zu versichern, bis wir das Eigentum übernehmen können”, schließt Martin
Schwierige Zeiten für ein Unternehmen, welches, zusätzlich zu dem ganzen Chaos durch die Russlandsanktionen mit der zeitweisen Stilllegung des Betriebs, den verspäteten Lieferungen der Schiffe, nun auch noch mit einem abgestürzten Aktienkurs und weltweit steigenden Zinsen zu kämpfen hat.
Wir wollten eine Reise entlang der Hurtigroute mit Havila buchen, da wir das Gesamtkonzept sowie die Schiffe echt klasse finden. Aufgrund der wirtschaftlichen Hintergründe komme ich aktuell echt ins schwanken, ob dies die richtige Entscheidung ist.
Es wäre echt schade, wenn das Unternehmen die Schwierigkeiten nicht überwinden kann, etwas Konkurrenz auf der Postschifffahrtsroute würde auch den Gästen an Bord der Hurtigruten zu Gute kommen.