Myanmar (Burma) bietet eine einmalige kulturelle Reiseerfahrung

Sonntags-Interview mit Peter Kaufmann, Geschäftsleitungsmitglied von Thurgau Travel und Product Manager Burma.

Thurgau Travel ist nicht nur der grösste Schweizer Veranstalter für Flussreisen in Europa; Thurgau Travel ist unter anderem auch in Südostasien tätig. Sie arbeiten in Myanmar als General-Manager für die drei Schiffe RV Thurgau Exotic 1, 2 und 3 bei denen Thurgau Travel Mitbesitzer ist. Seit wann ist Thurgau Travel in Myanmar, das man bei uns auch als Burma kennt, aktiv?

Peter Kaufmann: Thurgau Travels erste Reiseangebote nach Myanmar entstanden bereits im Jahr 2000 durch meinen Vater Hans Kaufmann. Im Jahr 2007 konnten dann unsere Pläne für ein Eigenprojekt auf dem Irrawaddy und Chindwin Fluss mit unserem lokalen Partner vor Ort realisiert werden. Zwei Jahre später (2009) nahmen wir mit grosser Freude dann das erste Schiff, die RV Thurgau Exotic 1, in Betrieb.

Sie haben in Myanmar mit der Thurgau Exotik 1 gestartet, dann folgte die Thurgau Exotic 2 und im letzten Jahr bereits die Thurgau Exotic 3. Offenbar besteht eine riesige Nachfrage nach Flussreisen in Myanmar, dem Land der goldenen Pagoden?

Die Nachfrage ist tatsächlich in den letzten Jahren gestiegen. Den Höhepunkt der allgemeinen Nachfrage für Reisen in Myanmar erlebten wir um das Jahr 2012, als die burmesische Regierung sich politisch und wirtschaftlich der Welt öffnete. Myanmar stand plötzlich im Mittelpunkt der internationalen Presse als das Land, welches der Militärdiktatur den Rücken kehrte.

Myanmar : Thurgau Travel auf dem Irrawaddy mit der Thurgau Exotic 2 (Bild Thurgau Travel)

Wodurch unterscheiden sich die drei Schiffe und fahren die Thurgau Exotic 1, 2 und 3 auf den gleichen Routen?

Die RV Thurgau Exotic 1 und 2 sind bis auf die Grösse identisch, wobei auf der RV Thurgau Exotic 1 bis zu 20 Passagiere und auf der RV Thurgau Exotic 2 insgesamt 28 Passagiere eine Flusskreuzfahrt geniessen können. Die RV Thurgau Exotic 3 bietet bis zu 32 Passagieren eine grosszügige Suite oder Einzelkabine mit aber einem etwas moderneren Design.

Die befahrenen Routen sind nicht immer dieselben und stark saisonabhängig. Beispielsweise in der grünen Zeit während August und September sind die Wasserpegel dank des Monsuns höher, deshalb können wir dann den Upper Irrawaddy und sogar den Chindwin Fluss in unterschiedlichen Reiseprogrammen befahren. Während der Hochsaison zwischen November und März bieten wir ebenso unterschiedliche Programme an mit 15- und 11-tägigen Kreuzfahrten.

Es gibt wahrscheinlich doch den einen oder andern Schweizer der vielleicht gerne eine Flussreise in Burma unternehmen möchte, aber noch skeptisch ist – auch aufgrund der Meldungen im letzten Jahr. Wie begegnen Sie dieser Skepsis?

Ich selbst habe Verständnis für Unbehagen nach den Medienberichten über Myanmar vom letzten Jahr. Allerdings weise ich stets darauf hin, dass diese Probleme bereits seit Jahrzehnten bestehen und nun leider einen unglücklichen Höhepunkt erreicht haben. Eine Lösung scheint noch fern, doch gemäss meinen Informationen vor Ort sucht man nach einer Aufhebung des Problems und ich bin zuversichtlich, dass die neue Regierung in Myanmar langfristig ihre Hürden beheben werden.

Meiner Meinung nach lohnt es sich nicht, eine gebuchte Reise abzusagen oder die Ferienpläne zu ändern, da man fernab von der betroffenen Region ungestört Reisen kann. Aus ethischen Gründen eine Reise nach Myanmar abzusagen, müsste man wohl akzeptieren, allerdings schadet man dabei nur dem burmesischen Arbeitnehmervolk, welches sehr auf den Tourismus angewiesen ist. Ich hatte bereits mehrere skeptische Gäste an Bord, die dann aber sehr zufrieden waren und realisierten, dass das Ausmass der Probleme wesentlich kleiner ist, als sie angenommen hatten.

Sie leben jedes Jahr für mehrere Monate in Myanmar. Wie lebt es sich dort und hat man da nicht auch ziemlich Heimweh?

Es ist anfangs sehr schwierig, sich in Myanmar zurecht zu finden, ganz speziell in einer Stadt wie in Yangon, wo ich mich aufhalte, wenn ich nicht an Bord der RV Thurgau Exotic bin. Man muss auf vieles Gewohntes von zu Hause verzichten und speziell in den Bereichen Kultur und Verhalten anpassungsfähig sein. Dabei wird man jedoch von der burmesischen Bevölkerung in einer unglaublich herzlichen Art und Weise getragen, sodass man sich trotz der „Fremdweltlichkeit“ sehr schnell wohl fühlt. Die jahrelange Zusammenarbeit mit den Besatzungsmitgliedern haben mich massgeblich geprägt, da ich von Anfang an als einer von ihnen angenommen und integriert worden bin. Auch wenn ich mit meinen «Brüdern» (so nennen wir uns) die Zeit trotz harter Arbeit geniessen kann, vermisst man die eigene Heimat. Es ist immer schön, wieder nach Hause in die Schweiz zu kommen.

Welche landschaftlichen und kulturellen Reize bietet eine Flussreise auf dem Irrawaddy?

Der landschaftliche Reiz besteht vor allem darin, dass die Gegenden entlang des Flusses schön und abwechslungsreich sind. Kaum hat man das Deltagebiet im Süden verlassen, verabschiedet man sich von den grünen Palmenwäldern und fährt in die zentral gelegene eher trockene Zone mit hügeligen Silhouetten. Je weiter man nördlich reist, desto eindrücklicher wird die Landschaft meiner Meinung nach. Kulturell bietet Myanmar eine einmalige Reiseerfahrung insbesondere aufgrund der Hauptreligion, dem Mahayana-Buddhismus, der flächendeckend in ganz Myanmar sehr ernstgenommen praktiziert wird. Aber auch beispielsweise kunsthistorisch Interessierte und Feinschmecker kommen in Myanmar voll auf ihre Kosten.

Was darf man an kulinarischen Köstlichkeiten an Bord Ihrer Schiffe erwarten?

Jede neue Saison erstelle ich zusammen mit den lokalen Küchenchefs einen Menüplan mit Rezeptbuch. Auf diesem stehen diverse asiatische aber auch europäische Gerichte. Beispielsweise freut es uns immer sehr, die Gäste mit einem vielseitigen Buffet mit diversen burmesischen Curries und Salaten zu verwöhnen. Es werden aber auch kulinarische Spezialitäten aus anderen asiatischen Ländern angeboten wie zum Beispiel aus Indien und China. Wer mal mit Reis und Curries zufrieden ist, den erwartet dann auch die Möglichkeit, zum Beispiel ein Rindsfilet mit Madeirasauce und Kartoffelpüree oder eine hausgemachte Lasagne zu bestellen. Die Schiffsköche zaubern auch sehr leckere Rösti-Plätzchen und der Bäcker sorgt jeden Sonntag für einen frischen Zopf.

Welches ist Ihr persönliches Kreuzfahrt-Highlight?

Peter Kaufmann: Das ist eine schwierig zu beantwortende Frage, denn es gibt so viele Highlights. Wenn ich mich jetzt aber entscheiden soll, dann nehme ich Bagan als mein persönliches Highlight während der Reise. Es gibt kaum einen idyllischeren und friedlicheren Ort in Myanmar, als das sagenumwobene Bagan mit über 3‘000 Monumenten und Pagoden. Es geht beim Besuch Bagans überwiegend um das Erforschen der Region und der zahlreichen buddhistischen Stätten. Dabei ist diese ehemalige Königsstadt aber auch Schauplatz vieler neuer, sehr guter Restaurants und gemütlichen Hotels.

Die Flusskreuzfahrten in Myanmar, aber auch auf vielen anderen Flüssen dieser Welt können direkt bei www.thurgautravel.ch gebucht werden. Thurgau Travel ist in über 45 Flüssen und Gewässern, mit mehr als 45 Schiffen und in über 70 Destinationen unterwegs.