„Wäre Genua eine Frau, dann eine Matrone mit Krampfadern an den Beinen und Dellen an den Armen. Sie mag ihre besten Tage zwar hinter sich haben, doch hinter der nicht mehr taufrischen Fassade steckt viel Poesie“, schreibt die NZZ. Genua ist sehr ein beliebtes Ziel für Kreuzfahrer und fast jeder Schweizer Kreuzfahrer – und das waren vor der Krise immerhin jährlich um die 150’000 – kennt die Hauptstadt Liguriens. Allerdings fast nur zum Start oder dem Ende einer Kreuzfahrt. Nur wenige Kreuzfahrer übernachten in der Stadt und werfen auch mal einen Blick hinter die Kulissen. Der würde sich tatsächlich lohnen. Genua ist ein bezaubenderndes Kleinod mit verwinkelten Gassen, majestätischen Adels-Palästen und zahlreichen Kirchen.
Von Hans Stieger, Kreuzfahrt Blog
Genua ist tatsächlich viel mehr als nur Start- und Endpunkt einer Kreuzfahrt. Genua kann problemlos zu Fuss erkundet werden und so entdeckt der Besucher oder natürlich die Besucherin eine Stadt mit verwunschenen Gästen, eine Stadt wo sich Adelspaläste mit herrschaftlichen Häusern oder unzähligen Kirchen verschmelzen. Hinzu kommt an jeder Ecke der feine Duft frisch gebackener Foccacia, dem italienischen Fladenbrot gebacken mit viel Olivenöl, Salz und Rosmarin.
Genua – Wichtiger Kreuzfahrthafen im Norden Italiens
Ich weiss nicht wie oft ich in Genua im Laufe meiner inzwischen über zwei Jahrzehnte Kreuzfahrten ein- oder ausgestiegen bin. Aber ich habe es in diesen vielen Jahren nie geschafft – oder ganz ehrlich es hat mich nie interessiert – einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Vielmehr war für mich Genua eher eine uninteressante, unspektakuläre wenig spannende Stadt.
Doch ich wurde auf meiner aktuellen Kreuzfahrt mit der MSC Seaside eines Besseren belehrt. Da ich das Schiff in Marseille bestiegen habe, konnte, durfte ich erstmals Genua auf einem zweieinhalbstündigen, sieben Kilometer langen Spaziergang erleben. Und ich kann es gleich vorweg nehmen: Genua hat mich fasziniert, Genua ist ein Kleinod, das sich zu entdecken lohnt.
Unesco erklärte 42 Paläste zum Weltkulturerbe
Nicht weniger als 163 historische Rennaissance- und Barock-Paläste sind im Zentrum von Genua zu finden. 42 sogenannte Palazzi dei Rolli, befinden sich in der Strada Nuova und im historischen Zentrum der Stadt der Via Lomellini, Piazza Fossatello und Via San Luca bis zur Piazza Banchi und dem Meer. Einige wenige Paläste gehören noch privaten Eigentümern. Die meisten Adels-Häuser sind aber heute Büros oder werden von Banken oder als Museen genutzt. Die Paläste der Musei di Strada Nuova, die Galleria Nazionale di Palazzo Spinola di Pellicceria und das Museo di Palazzo Reale können besichtigt werden, alle anderen werden an zwei Wochenenden im Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Aber nicht nur die Paläste sind sehenswert. Bei einem Spaziergang durch die Stadt lohnt es sich auch in die oft prachtvollen, vielfach geöffneten, Innenhöfe zu schauen. Denn dort sind zauberhafte Springbrunnen mit Nymphen, Skulpturen und Fresken zu sehen.
Bombe in der Kathedrale di San Lorenzo in Genua
Die wichtigste Kirche in Genua ist die Kathedrale von San Lorenzo, deren Bau im 5. oder 6. Jahrhunder begonnen haben soll. Im Jahr 1118 wurde sie von Papst Gelasius II. geweiht. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhrt die Kathedrale di San Lorenzo viele Veränderungen in Form von neuen romanischen und gotischen Baustilen.
Eine weltweit wohl einzigartige Kuriosität zeigt sich im rechten Seitenschiff der Kathedrale: Um sich an die Schrecken des Krieges zu erinnern, gibt es dort die exakte Kopie einer nicht explodierten Bombe. Die Granate wurde 1941 von der britischen Flotte während eines der schlimmsten Angriffe auf Genua während des Zweiten Weltkriegs abgefeuert.
12‘000 Tiere und 600 Arten im grössten Aquarium Europas
Einen Besuch in Genua lohnt zweifellos auch das Aquarium im Hafen. Das Aquarium von Genua weist mit 70 Becken, über 12.000 Tieren und 600 Arten die größte Schau biologischer Vielfalt des Lebensraumes Wasser in Europa auf und beeindruckt zudem durch seine Lage mit Blick auf den Golf von Genua. Delfine, Haie, Pinguine, Rundschwanzseekühe und Tiere der Antarktis lassen sich ebenso bewundern, wie Quallen, tropische Fische, Robben und viele andere Tiere. Die Eröffnung des Aquariums in Genua fand 1992 statt. Damals feierten die Genueser den 500. Jahrestag der Entdeckung der neuen Welt, durch den in Genua geborenen Christoph Columbus. Das Aquarium mit seinen 27‘000 Quadratmetern Fläche zieht jedes Jahr über eine Million kleine und grosse Besucher in seinen Bann.
Mit der Standseilbahn oder Zahnradbahn zu den schönsten Aussichtspunkten auf Genua
Ein ganz besonders Erlebnis ist der Blick von oben auf die Stadt und den Hafen Genua. Dazu eignen sich am besten die Standseilbahn Zecca-Righi, von der man einen schönen Blick über die Stadt geniessen oder zum nahegelegenen Park Peralto wandern kann.
Die Fahrt mit der Zahnradbahn Granarolo beginnt in der Nähe des Bahnhofs Príncipe und endet beim im Jugendstil erbauten Stationshäusen in Granarolo. Die kurze Reise in der historischen kleinen roten Bahn aus dem Jahr 1901 mit ihren schmucken, vielleicht nicht ganz bequemen Holzbänken ist nicht nur nur für Eisenbahnfans ein schönes Erlebnis.
Und dann gibt es noch dem ältesten im Jahr 1909 erbauten Aufzug Castelletto Levante. Er überwindet 57 Höhenmeter und bietet die Möglichkeit von der Aussichtsterrasse in Castelletto einen herrlichen Blick auf die wunderschöne Altstadt Genuas und die Paläste zu geniessen.
Also nun liegt es an Dir: Vielleicht planst Du bei Deiner nächsten Kreuzfahrt ab Genua vor oder nach der Reise in der Hauptstadt Liguriens eine Übernachtung ein. Genua lohnt, das kann ich jetzt nur bestätigen, einen Besuch jederzeit. Oder wie es unsere Stadtführerin Fausta sagte: „Genua ist eine schwierige Stadt, aber Genua vergisst man nie.“
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