Civitavecchia in der Nähe von Rom ist Start- und Zielpunkt meiner 11-tägigen Kreuzfahrt auf der Celebrity Reflection. Die Celebrity Reflection wurde 2012 in Betrieb genommen und fährt unter der Leitung von Kapitän Apostolos Bouzakis. Für mich ist es nach 2011 mit der Celebrity Equinox, die zweite Kreuzfahrt mit dieser Reederei, umso spannender und interessanter zu sehen und beobachten, was sich seit damals verändert hat.
Für den Transfer vom Flughafen zum Hafen haben wir einen privaten Transfer über’s Reisebüro gebucht – wie schon beim letzten Mal. Nur stand diesmal der Fahrer nicht bereit und so mussten wir zuerst einmal 1 1/4 Stunde warten, bis er dann doch endlich eintraf. Kein guter Start für die Kreuzfahrt. Aber es kann ja nur besser werden. Nach knapp einer Stunde Fahrt (Stau in Civitavecchia) sehen wir sie endlich vor uns, 16 Stockwerke hoch, die Celebrity Reflection.
Die verlorene Zeit beim Warten auf den Transfer können wir dann aber beim Check-In problemlos wettmachen. Die Koffer erhalten die Etiketten und kaum haben wir uns umgedreht, sind unsere Gepäckstücke auch schon verschwunden (tauchen dann allerdings erst vier!! Stunden später in unserer Kabine wieder auf). Soweit schon mal sehr gut. Nun geht’s ans Einchecken. Auch hier überrascht Celebrity Cruises mehr als positiv. Wir können direkt – ohne eine Minute Wartezeit – zum Schalter und schon nach wenigen Minuten sind alle Formalitäten erledigt.
Kabine mit zu wenig Stauraum und nicht wirklich sauber
Nach dem für uns üblichen Ausweichen beim Fototermin der Schiffs Fotografen (mag ich gar nicht) betrete ich schon das erste Mal meine Heimat für die nächsten zehn Nächte, die Celebrity Reflection. Freundlich begrüsst uns die Crew mit einem Drink und heisst uns willkommen. Zeit um das Schiff gross zu besichtigen bleibt nicht, denn schon eine knappe Stunde später sind die Kabinen bezugsbereit. Der erste Eindruck ist durchaus positiv. Die Kabine 2122 ist geräumig, hat eine Dusche mit Glaswand (kein klebender Vorhang), einen grossen Balkon mit Liegestühlen. Leider dauert es dann weitere zwei Stunden (seit der Abgabe sind vier Stunden vergangen) bis wir endlich unsere Koffer erhalten. Und jetzt stellt man die kleinen, aber nicht unwesentlichen Mängel in der Aqua Class Kabine fest. Die Kabine verfügt definitiv über zu wenig Stauraum. Ein knitterfreies Verräumen der Kleidung ist nicht möglich, da es im Schrank beispielsweise keine Ablageflächen und Schubladen hat (dafür genügend Kleiderbügel). Und auch die Schubladen beim TV-Tisch sind sehr klein geraten, wie auch die drei Mini-Schubladen im Badezimmer. Schade, denn hier hätte ein Innenarchitekt doch Besseres zu Gunsten der Passagiere leisten können.
Was aber eher noch schlimmer ist, ist dass das Zimmer nicht wirklich sauber ist (siehe Bild). In der Schublade mit dem Kosmetikspiegel und Föhn finden sich noch zahlreiche Überbleibsel der Vorgänger und wahrscheinlich auch Vorvorgänger, unter’s Bett darf man fast nicht schauen, so viel Staub schlägt einem entgegen und auch sämtliche Schubladen können erst nach einem durchpusten verwendet werden. Schade, denn da verliert Celebrity doch einige Punkte. Die Sauberkeit lies übrigens auch schon beim Start auf der Equinox zu wünschen übrig. Immerhin und das muss und darf auch erwähnt werden: Während der Reise hat unser Zimmerboy die Kabine tadellos sauber und sorgfältig geputzt.
Seennotrettungsübung à als Celebrity
Eher sehr speziell habe ich die gemäss S.O.L.A. (Sicherheit für Leben auf hoher See) obligatorische Seenot-Rettungsübung empfunden. Ich bin es eigentlich gewohnt – und habe ehrlich gesagt nicht auf die Durchsage gehört – dass man zur Seenotrettungsübung mit Schwimmweste antritt (man muss ja schliesslich auch wissen bzw. selber probieren wie diese funktioniert). Als wir dann aber festgestellt haben, dass wir als Einzige mit Weste unterwegs waren, haben wir uns schnell erkundigt und man hat uns erklärt, dass wir diese nicht benötigen würden. Die Seenotrettungsübung lief so ab, dass man zum gemeinsamen Treffpunkt, der sogenannten Assembly Station ging und dort via einem Video im TV über das Verhalten im Notfall instruiert wurde. Ein paar Worte des Kapitäns, eine Wiederholung des Alarmsignals (sieben kurze Töne und ein langer Ton) und das war es dann auch schon. Ich habe – ganz ehrlich – schon ein bisschen Angst, wie sich die Passagiere bei einem echten Notfall (nicht jeder hat ja wie ich die Rettungsweste schon über ein Dutzend Mal getragen und zudem haben nicht alle Reedereien die gleichen Westen) verhalten würden.
Gesalzene Preise für’s Internet
Als nächstes muss ich ein Internet-Paket buchen, sonst kann ich die Leserinnen und Leser bei Facebook und im Blog ja nicht über alle News von der Kreuzfahrt, aber auch sonst über alles in der Welt der Kreuzfahrt geschieht, informieren. Celebrity bietet neu seit wenigen Monaten mit Xcelerate High Speed Internet auf See an. Ich bin nun natürlich sehr gespannt, wie dieses Highspeed Internet funktioniert und vor allem auch ob es wirklich High Speed ist, zumal die Preise ja recht gesalzen sind.
Unbegrenzte Internetpakete: 6-9-Nächten-Kreuzfahrten ab 199 Dollar, ab 10 Nächten kosten das Paket 299 Dollar.
Tages-Paket: 24 Stunden durchgehender Flat-Rate Internet Zugang ab 59 Dollar/Tag
240 Minuten Paket: Sie sparen 40% und zahlen hier 0.45 Dollar/Minute statt 0.79 Dollar /Minute
90 Minuten Paket: Hier zahlen Sie 0.66 Dollar/Minute – das Paket können Sie für 59 Dollar/90 Minuten buchen
Pro Minute zahlen: Sie zahlen nur das, was Sie verbrauchen ab 0,79 Dollar/Minute.
Ich habe schliesslich das teuerste Paket gebucht und dafür 269.10 Dollar bezahlt (es gab noch einen Rabatt). Das Internet hat – das ist unstrittig – sehr gut und auch recht schnell funktioniert, vor allem wenn ich das mit dem Internet bei MSC oder Costa vergleiche. Aber der Preis ist ja auch deutlich höher. Da bevorzuge ich dann doch lieber ein, ein wenig langsameres Internet (ich hab ja schliesslich Ferien und somit Zeit) und bezahle auch weniger. Nun könnte man natürlich sagen, dass man in den Ferien gar kein Facebook, E-Mail etc. benötigen würde, aber wer kann das schon?
Nun können wir die Celebrity Reflection endlich richtig geniessen. Zuerst mit einem feinen Essen im Blu, dem Restaurant das exklusiv Gästen der Aqua Classe vorbehalten ist. Und dieses Essen beweist, denn auch schon weshalb Celebrity bereits acht Mal als Premimum Reederei des Jahres ausgezeichnet wurde: Einfach Klasse.
Messina: Man spürt die finanziellen Probleme der Stadt förmlich
Messina ist das erste Ziel unserer Kreuzfahrt. Die Stadt auf der grössten Insel in Italien, habe ich nun mittlerweile schon das 5. oder 6. mal auf dem Programm einer Kreuzfahrt. Bieten tut die Stadt allerdings herzlich wenig. Immer wieder einen Besuch wert ist der Glockenturm des Doms, mit der grössten und komplexesten mechanischen Uhr der Welt. Die 1933 eingeweihte Uhr besteht aus einem komplizierten System von Gegengewichtigen, Hebeln und Getrieben, die jeden Mittag um 12 Uhr die vergoldeten Statuen bewegen.
Sonst bietet die Stadt nicht viel, im Gegenteil. Beim Schlendern durch die Stadt stellt man fest, dass es den Behörden wohl massiv an Geld fehlt um die Strassen nur einigermassen sauber zu halten. An fast jeder Ecke sieht man Dreck liegen, die Strassen wurden seit Wochen – wenn nicht Monaten – nicht gereinigt und beim Weg zur schönen Kirche oberhalb der Stadt, kommt man sogar an ganzen Müllhalden auf der Strasse vorbei (siehe Bild). Schade. Mit nur wenig Geldmitteln könnten die Stadtbehörden sich in einem deutlich besseren Licht den vielen Zehntausend Passagieren präsentieren, die jährlich Messina anlaufen. Und notabene bezahlen die Reedereien ja auch für den Aufenthalt im Hafen…
Die Windmühlen von Mykonos
Nach einem erholsamen Tag auf See treffen wir in Mykonos ein. Hier legt das Schiff etwas ausserhalb des Städtchens an und der Fussmarsch würde zu lange dauern. Aber Celebrity Cruises zeigt sich äuserst grosszügig. Der Bustransport nach Mykonos Stadt ist tatsächlich kostenlos. Daran könnten sich andere Reedereien ein Beispiel nehmen. Mykonos kann problemlos auf eigene Faust erkundet werden. Dazu gehören natürlich die Windmühlen, das Wahrzeichen der Insel. Fünf der ursprünglich zehn Windmühlen sind noch gut erhalten. Mykonos selbst ist aber auch wegen der für die Kykladen typischen Architektur bekannt und beliebt. Die weissen Häuser mit farbigen Holztüren und Fenstern und schön geschmückten Balkonen sind perfekte Fotomotive. Zu einem Besuch gehört aber natürlich auch das Vierte Klein-Venedig.
Am nächsten Tag steht die Türkei mit Kusadasi („Insel der Vögel“) auf der Reiseroute der Celebrity Reflection. Hier lohnt vor allem ein Besuch von Ephesus. Da wir diese interessanten Ausgrabungsstätten schon bei einer früheren Kreuzfahrt mit der Celebrity Equinox besucht haben, statten wir diesmal nur der Stadt einen Besuch ab. Wir möchten gerne ein paar T-Shirts und Hemden kaufen. Dieses Vorhaben geben wir allerdings schon nach kurzem auf. Die Händler wollen uns schon fast mit Gewalt in ihre Läden zerren. So macht uns „lädele“ keinen Spass und wir gehen wieder zurück auf’s Schiff, um dort den Rest des Tages mit Lesen und Sonnenbaden zu verbringen.
Rhodos mit beeindruckenden Stadtmauern
Am frühen Morgen des 6. Tages laufen wir Rhodos – Hauptinsel der griechischen Inselgruppe Dodekanas – durch den Mandraki-Hafen an. Dort soll einst der berühmte Koloss mit gespreizten Beinen gestanden haben. Auch Rhodos kann problemlos zu Fuss erkundet werden. Durch die Befestigungswälle rund um die Stadt führen insgesamt acht Tore. Die beeindruckenden Stadtmauern wurden zusammen mit dem Großmeisterpalast von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Rhodos lohnt sich aber auch zum Einkaufen. Und hier kann man dies auch in Ruhe tun, ohne dass man gleich bestürmt wird. Die Preise sind ein bisschen höher wie in der Türkei, aber immer noch attraktiv günstig.
Santorini: Immer wieder ein Traum
Es gibt wohl kaum jemanden der nicht schon die Bilder der strahlend weissen Häuser mit den blauen Kuppeln gesehen hat. Santorini ist – für mich – zweifellos die schönste aller griechischen Inseln. Ich habe Santorini schon mehrmals besucht, aber es ist immer wieder schön und eindrücklich – auch wenn die Touristenmassen, die sich inzwischen durch die engen Gässchen zwängen, einen Besuch weniger attraktiv machen. Die bequemste Art, die 350 Meter hinauf nach Santorini bzw. der Ortschaft Fira zu erklimmen, ist mit der Seilbahn. Diese kostet aktuell 5 Euro pro Fahrt. Alternativ könnte man den Hang auch über die über 250 Treppenstufen besteigen. Allerdings muss man sich dann vor den Eseln in Acht nehmen die auf ihrem Vortrittsrecht rauf und runter beharren. Auch sollte man sich an den nicht wirklich angenehmen Gerüchen stören. Seit vielen Jahren werden Esel die Treppen rauf- und runtergetrieben und die Touristen dürfen für 5 Euro auf den Eseln reiten. Keine – wie ich finde – tolle Touristenattraktion. Und wenn man dann noch liest, was die Esel-Besitzer mit unbrauchbaren Tieren tun, so wird die Touristenattraktion noch geschmackloser. Der Tierschutzverein Santorini e.V. sucht deshalb Paten für die Esel. Übrigens: Celebrity schreibt zu dieser Touristen-Attraktion: „Wir empfehlen Ihnen aus Sicherheitsgründen nicht den Esel als Transportform zu wählen und unbedingt darauf zu achten, was die Esel „zurücklassen können“ – es kann rutschig werden.“
Akropolis adieu
Am nächsten Tag steht Athen auf dem Programm. Natürlich haben wir die Akropolis auch schon besucht, aber nur einmal das Wahrzeichen von Athen gesehen zu haben, ist definitiv nicht genug. Deshalb besteigen wir im Hafen einen Hop Off Bus, der uns fast bis vor die Tore der Akropolis bringt. Allerdings haben wir vergessen die Tickets im Voraus zu bestellen (z.B. bei GetYourGuide). So müssen wir uns in die lange Schlange stellen und haben dann nach unendlichen 30 Minuten endlich die Eintrittskarten in der Hand. Die Akropolis, seit 1986 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, ist immer wieder faszinierend, zumal sich seit unserem letzten Besuch doch einiges verändert hat. Nach der Akropolis wollten wir auch noch das vom Schweizer Architekten Bernard Tschumi und dem Griechen Michalis Fotiadis 2009 eröffnete Akropolis Museum besuchen. Aber da Wegweiser komplett fehlten, haben wir das Museum nicht gefunden. Schade. Inzwischen wissen wir aber, dass wir nur 200 Meter weiter hätten gehen müssen…
Beeindruckende und faszinierende Ausgrabungen in Herculaneum
Einem weiteren Tag auf See folgte schliesslich Neapel, die Hauptstadt der italienischen Region Kampanien. In Neapel gehört fürTouristen zweifellos ein Besuch von Pompeji zum Programm. Die alte römische Stadt wurde durch den katastrophalen Ausbruch des Vulkans Vesuvs am 24. August 79 nach Christus zerstört. Über 1500 Jahre lag Pompeji unter einer bis zu 25 Meter mächtigen Decke aus vulkanischer Asche und Bimsstein begraben. Erst 1500 Jahre später begannen die ersten Ausgrabungen und so kann heute ein Grossteil der gut erhalten blieb, besichtigt werden. Wir hatten Pompejj aber bei unserem letzten Besuch schon gesehen und zogen diesmal einen privaten Ausflug zum kleineren Herculaneum vor, das ebenfalls vom Vulkanausbruch betroffen wurde. Zum Zeitpunkt der Zerstörung sollen etwa 4‘000 Einwohner in Herculaneum gelebt haben. Wikipedia schreibt über den Ausbruch: „Lange Zeit wurde vermutet, fast allen Einwohnern sei die Flucht gelungen, da sich in den ausgegrabenen Bereichen nur wenige Skelette fanden. Als 1982 der Grabungsbereich auf den antiken Strand von Herculaneum ausgedehnt wurde, erwies sich dies als Irrtum. Im Inneren von zwölf Bootshäusern wurden dicht aneinander gedrängt ca. 250 Skelette gefunden. Warum die in den Bootshäusern Umgekommenen sich der allgemeinen Flucht nicht angeschlossen hatten, ist unklar. Möglicherweise hofften sie, über das Meer entkommen zu können, vielleicht meinten sie auch, in den relativ starken Gewölben der Bootshäuser vor Aschenregen und Lapilli sicher zu sein. Die Skelette weisen überdurchschnittlich häufig Anomalien auf, die auf Alter, Behinderung oder Krankheit hindeuten. Vermutlich waren diese Menschen nicht in der Lage, mit dem Rest der Bevölkerung rechtzeitig zu fliehen.“ Ich kann den Besuch von Herculaneum jedem empfehlen. Die Stadt ist zwar kleiner wie das bekanntere Pompeji, aber sehr gut erhalten und vor allem von nicht so vielen Touristen überlaufen.
Und das war es denn auch schon: Die elftätige Kreuzfahrt mit der Celebrity Reflection geht zu Ende. Kapitän Apostolos Bouzakis und sein Team verabschieden sich in Civitavecchia schon wieder von ihren Gästen.
Ich habe mich auf der Celebrity Reflection wirklich sehr wohl gefühlt und kann eine Kreuzfahrt mit dieser Reederei mit einem einzigen kleinen Vorbehalt (Englisch-Kenntnisse sind zwingend notwendig) empfehlen. Gerne wären wir noch länger geblieben und hätten uns von der freundlichen Crew noch weiter verwöhnen lassen. Sicher kommen wir irgendwann aber gerne wieder. Ein ausführliches Portrait der Celebrity Reflection findet ihr hier.
Hans Stieger, Stiegers Kreuzfahrt Tipps
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Salü Daniel. Ich wünsche Dir eine tolle Kreuzfahrt im östlichen Mittelmeer. Hans
Gut zu wissen, vor allem das mit den Tickets für die Akropolis!
Ich hatte verschiedene Reedereien für eine herbstliche Kreuzfahrt im östlichen Mittelmeer im Visier und letztendlich wurde es nun Royal Caribbean mit der “Vision of the Seas”. Ich kann es kaum erwarten…