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Nachhaltigkeit auf See: Wie CLIA-Mitgliedsreedereien die Kreuzfahrt umweltfreundlicher gestalten

Die Kreuzfahrtbranche steht vor grossen Herausforderungen, wenn es darum geht, ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren und gleichzeitig ein attraktives Reiseerlebnis zu bieten. Die Cruise Lines International Association (CLIA), die weltweit führende Stimme der Kreuzfahrtindustrie, veröffentlicht jährlich einen Bericht zu Umwelttechnologien und Praktiken (Environmental Technologies and Practices, ETP). Der aktuelle Bericht zeigt detailliert, wie die Mitgliedsreedereien der CLIA, die mehr als 90 Prozent der globalen Hochseekapazität ausmachen, ihre Flotten mit innovativen Technologien ausstatten und nachhaltige Praktiken umsetzen.

Flottenprofil und Struktur der CLIA-Mitgliedsreedereien

Im August 2025 zählen 45 Kreuzfahrtgesellschaften zur CLIA, die zusammen 310 Schiffe mit insgesamt 637’847 unteren Betten betreiben. Diese Zahl zeigt eine leichte Veränderung gegenüber dem Vorjahr, wobei die Flottenstruktur weitgehend stabil bleibt. Die Mehrheit der Schiffe, nämlich 73 Prozent, sind kleine bis mittelgrosse Schiffe mit weniger als 3’000 unteren Betten. Diese ausgewogene Flottengrösse wird voraussichtlich bis 2036 erhalten bleiben, basierend auf den Neubauplänen.

Anteil grosser Kreuzfahrtschiffe wird bis 2036 leicht zunehmen

Die Flottenstruktur im Überblick:Kleine Schiffe mit weniger als 1000 unteren Betten machen rund 34 Prozent aus, mittelgrosse Schiffe mit 1000 bis 3000 unteren Betten etwa 38 Prozent, und grosse Schiffe mit mehr als 3000 unteren Betten rund 27 Prozent. Die Neubauprogramme zeigen, dass der Anteil grosser Schiffe bis 2036 leicht zunehmen wird.

Fortschritte bei emissionsarmen Antriebstechnologien

Ein zentrales Element der Umweltstrategie ist die Entwicklung und Einführung von mehrtreibstofffähigen Motoren. Diese Motoren ermöglichen es den Schiffen, flexibel zwischen herkömmlichen Treibstoffen und emissionsarmen oder emissionsfreien Alternativen zu wechseln. Seit 2018 hat sich die Anzahl solcher Schiffe von einem auf 19 erhöht, alle mit dualen Treibstoffmotoren. Bis Ende 2025 werden 23 Schiffe mit dieser Technologie erwartet, darunter das erste Kreuzfahrtschiff mit Dreifachtreibstofffähigkeit. Die Pläne bis 2036 sehen 32 weitere duale Treibstoffschiffe vor, darunter sieben mit Methanol- und 25 mit Flüssigerdgasfähigkeit (LNG).

Die Nutzung alternativer Treibstoffe wie Biofuel, Methanol und Flüssigerdgas nimmt stetig zu. Ein Beispiel ist ein Methanol-Schiffes das ab 2026 in Betrieb gehen soll, sowie ein weiteres Schiff, das noch in diesem Jahr geliefert wird.

Landstromversorgung für emissionsfreie Hafenaufenthalte

Die Möglichkeit, Schiffe im Hafen an Landstrom anzuschliessen, ist ein wichtiger Schritt zur Reduktion von Emissionen. Diese Technologie erlaubt es, die Schiffsmotoren während des Liegezeitraums auszuschalten und stattdessen Strom aus dem Hafen zu nutzen. Studien zeigen, dass dadurch die Emissionen um bis zu 98 Prozent reduziert werden können, abhängig vom Energiemix des jeweiligen Hafens.

Seit 2018 hat sich die Anzahl der Landstrom-fähigen Schiffe von 55 auf 166 fast verdreifacht. Diese Schiffe machen heute 58 Prozent der Flotte und 65 Prozent der Kapazität aus. Bis 2036 wird mit 273 Landstrom-fähigen Schiffen gerechnet, inklusive Neubauten und Nachrüstungen.

Auch die Hafeninfrastruktur für Landstrom wächst: Weltweit verfügen 41 Häfen über Landstrom-Anlagen an Kreuzfahrtliegeplätzen, acht mehr als im Vorjahr. Europa führt diese Entwicklung mit sechs neuen Häfen an, gefolgt von Grossbritannien und Nordamerika mit jeweils einem neuen Hafen. Insgesamt sind 19 Häfen mit gesicherter Finanzierung ausgestattet, und 26 weitere planen den Ausbau. Die EU-Vorgabe, dass bis 2030 alle grossen europäischen Häfen mit Landstrom ausgerüstet sein müssen, wird diesen Trend weiter beschleunigen.

Reduktion von Stickoxiden durch Selective Catalytic Reduction (SCR)

Die SCR-Technologie reduziert Stickoxid- und Partikelemissionen, um die IMO Tier III Standards zu erfüllen. Die Anzahl der Schiffe mit SCR-Systemen ist seit 2018 von sieben auf 81 gestiegen. Diese Schiffe repräsentieren inzwischen 28,5 Prozent der Flotte und 22,3 Prozent der Kapazität. Die zunehmende Verbreitung dieser Technologie trägt wesentlich zur Verbesserung der Luftqualität in Häfen und entlang der Routen bei.

Frischwasserproduktion an Bord – Ressourcenschonung auf hoher See

Moderne Kreuzfahrtschiffe sind mit fortschrittlichen Systemen zur Frischwasserproduktion ausgestattet, die es ermöglichen, den Grossteil des benötigten Wassers an Bord selbst herzustellen. Verfahren wie Dampfverdampfung, Umkehrosmose und Belüftung helfen, Wasserressourcen an den Reisezielen zu schonen. Derzeit verfügen 279 Schiffe, das sind über 98 Prozent der Flotte, über solche Systeme.

Fortschrittliche Abwasserbehandlungssysteme (AWTS)

Die Mehrheit der Schiffe nutzt fortschrittliche Abwasserbehandlungssysteme, die über die Anforderungen des internationalen MARPOL Annex IV hinausgehen. Die Reedereien haben sich verpflichtet, während des normalen Betriebs keine unbehandelten Abwässer ins Meer zu entlassen. Aktuell sind 234 Schiffe mit AWTS ausgestattet, was 82,4 Prozent der Flotte und 85,4 Prozent der Passagierkapazität entspricht. Ein Drittel dieser Schiffe erfüllt die strengeren Abwasserstandards des Ostsee-Sondergebiets. Bis 2036 sollen 273 Schiffe mit AWTS ausgestattet sein.

Neben der Nutzung emissionsarmer Treibstoffe und energieeffizienter Technologien setzen Kreuzfahrtschiffe zunehmend auf moderne Abfallmanagementsysteme. Einige Schiffe können nahezu alle anfallenden Abfälle recyceln oder wiederverwerten. Beispiele sind Waste-to-Energy-Gasifizierungssysteme, die Abfälle in Energie umwandeln und so den Energiebedarf des Schiffes senken. Acht Schiffe nutzen diese Technologie. Mikrobielle Verdauungssysteme für Lebensmittelabfälle sind auf 128 Schiffen im Einsatz und reduzieren die Menge an Lebensmittelabfällen erheblich. Vor fünf Jahren waren solche Systeme kaum verbreitet.

Der Umwelttechnologien- und Praxisbericht 2025 der CLIA-Mitgliedsreedereien zeigt deutlich, dass die Kreuzfahrtindustrie grosse Fortschritte bei der Umsetzung nachhaltiger Technologien macht. Die Investitionen in mehrtreibstofffähige Motoren, alternative Treibstoffe, Onshore Power Supply, Abwasserbehandlung und Abfallmanagement sind zentrale Bausteine auf dem Weg zu einer umweltfreundlicheren Kreuzfahrt.

Die kontinuierliche Modernisierung der Flotte und der Ausbau der Hafeninfrastruktur tragen dazu bei, die Umweltauswirkungen zu reduzieren und gleichzeitig den Komfort und die Sicherheit der Passagiere zu erhöhen. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich diese Technologien weiterentwickeln und welche Innovationen die Branche zusätzlich prägen werden.

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Website: rettenmund.com