Meterhohe Wellen, dichte Gischt und nur wenige Sterne am dunklen Nachthimmel – heute verlässt man sich auf GPS, um sicher die Küste zu erreichen. Doch früher war das anders. Seemänner konnten sich noch an den Sternen orientieren. Das Planetarium in Bremerhaven bewahrt diese Tradition als einzigartiger und von Hand gefertigter Zeitzeuge.
Ein kosmischer Zufall bei der Eröffnung
Das Planetarium wurde am 12. April 1961 eröffnet, genau an dem Tag, als Juri Gagarin als erster Mensch ins Weltall flog. Diese zeitliche Übereinstimmung wirkt fast schicksalhaft. Heute betreut der Verein der Bremerhavener Sternenfreunde die Anlage ehrenamtlich im Hochschul-Gebäude an der Weserfähre.
Das Zeiss-Planetarium ist eine der ältesten Anlagen dieser Art in Deutschland. Es wurde speziell für die Ausbildung von Seeleuten in Bremerhaven gebaut. Die wachsende Bedeutung der Island-Fischerei und der weltweite Schiffsverkehr erforderten hochqualifizierte Kapitäne und Offiziere, die sich auch ohne moderne Technik sicher auf See orientieren konnten. Das Planetarium ermöglichte es, den Sternenhimmel realistisch zu erleben, ohne das Festland zu verlassen.
Original erhaltene Technik und Raumgestaltung
Der Raum ist sechs Meter hoch und besitzt eine schneeweisse Kuppeldecke. Die blau gepolsterte Sitzbank verläuft rundum an der Wand. Im Zentrum befindet sich eine kleine Metallkugel mit zahlreichen optischen Linsen und Kupferblenden. Diese Blenden wurden damals per Hand mit etwa 4000 winzigen Löchern versehen – eine aufwändige und präzise Arbeit.
Sternenhimmel wie an einer klaren Winternacht
Nach einigen Minuten Dunkelheit erscheinen immer mehr Sterne an der Kuppel. Das Funkeln ist beeindruckend und vermittelt das Gefühl, unter einem echten Sternenhimmel zu sitzen. Dabei besteht der Vorteil, dass man nicht frieren muss. Zudem lässt sich der Sternenhimmel beschleunigen, sodass die Drehung der Erde und die Bewegung der Sternbilder schnell sichtbar werden. So können verschiedene Konstellationen und sogar historische Himmelslagen dargestellt werden.
Darstellung besonderer astronomischer Ereignisse
Das Planetarium zeigt nicht nur den Sternenhimmel, sondern auch besondere Ereignisse wie Sonnenfinsternisse, Kometen oder die Planetenkonstellation, die als Stern von Betlehem bekannt ist. Diese Darstellungen sind besonders anschaulich und bieten einen faszinierenden Einblick in die Astronomie.
Der Verein der Bremerhavener Sternenfreunde betreut das Planetarium ehrenamtlich. Der Erhalt dieser wertvollen Anlage wird durch Spenden unterstützt. Für eine Vorstellung wird um eine freiwillige Spende von vier Euro pro Person gebeten. Das Planetarium kann zu festen Zeiten besucht oder für besondere Anlässe gemietet werden.
Weitere Informationen und Kontakt
Interessierte können sich unter der Telefonnummer 0471/777 55 bei Rolf Schäfer melden oder die Webseite www.bremerhavener-sternenfreunde.de besuchen. Das Planetarium in Bremerhaven bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Geschichte der nautischen Sternennavigation zu erleben und besondere astronomische Phänomene zu entdecken.

Der komplette Nachthimmel in einer winzigen Metallkugel: Rolf Schäfer (rechts) erklärt Besuchern das Planetarium. (Foto: Stop press & public/Stapel)
Die Geschichte des Planetariums in Bremerhaven
Das Planetarium in Bremerhaven ist weit mehr als eine technische Einrichtung zur Darstellung des Sternenhimmels. Es ist ein bedeutendes Kulturgut und ein lebendiges Zeugnis der maritimen Geschichte Deutschlands. Als eines der ältesten Zeiss-Planetarien in Deutschland wurde es speziell für die nautische Ausbildung gebaut und bewahrt die Tradition der Sternennavigation, die für die Seefahrt lange unverzichtbar war. Die Geschichte dieses einzigartigen Planetariums ist eng mit der Entwicklung der Seefahrt und der Astronomie verbunden.
Die Entstehung im Kontext der Seefahrtausbildung
In der Mitte des 20. Jahrhunderts war Deutschland eine aufstrebende Seefahrernation. Der weltweite Schiffsverkehr nahm stetig zu, und die Island-Fischerei stellte hohe Anforderungen an die Sicherheit und Präzision der Navigation. Moderne elektronische Hilfsmittel wie GPS gab es damals noch nicht. Kapitäne und Offiziere mussten sich auf ihr Wissen über den Sternenhimmel verlassen können, um auch bei schwierigen Wetterverhältnissen sicher navigieren zu können.
Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, ein Planetarium als Schulungsinstrument in Bremerhaven zu errichten. Die Stadt war bereits ein wichtiger Standort für die maritime Ausbildung. Das Planetarium sollte es ermöglichen, den Sternenhimmel realistisch und jederzeit kontrolliert darzustellen. So konnten angehende Seeleute die Navigation nach den Sternen erlernen, ohne das Schiff oder das Festland verlassen zu müssen.
Das Eröffnungsdatum und seine symbolische Bedeutung
Das Planetarium wurde am 12. April 1961 eröffnet – ein Datum, das in die Geschichte der Raumfahrt einging, denn an diesem Tag flog Juri Gagarin als erster Mensch ins Weltall. Diese zeitliche Übereinstimmung wirkt fast wie ein kosmisches Zeichen. Während die Menschheit den Himmel nun auch physisch eroberte, setzte Bremerhaven auf die Vermittlung des traditionellen Wissens über den Sternenhimmel. Die Eröffnung des Planetariums als Teil der Seefahrtsschule markierte somit eine Brücke zwischen alter und neuer Ära der Himmelsbeobachtung.
Die technische Ausstattung und handwerkliche Präzision
Das Herzstück des Planetariums ist die Zeiss-Projektionskuppel mit einem Durchmesser von sechs Metern. Die Kuppel ist schneeweiss und bietet eine klare Projektionsfläche für den Sternenhimmel. Im Zentrum des Raumes befindet sich eine kleine Metallkugel, die mit zahlreichen optischen Linsen und Kupferblenden ausgestattet ist. Diese Blenden wurden damals von Hand mit etwa 4000 winzigen Löchern versehen, durch die das Licht strahlt und die Sterne projiziert werden.
Diese handwerkliche Präzision macht das Planetarium zu einem technischen Meisterwerk seiner Zeit. Die Konstruktion erlaubt es, nicht nur den aktuellen Sternenhimmel darzustellen, sondern auch die Bewegung der Sterne und Planeten nachzubilden. So können verschiedene Sternbilder, Konstellationen und sogar historische Himmelslagen gezeigt werden.
Die Rolle des Planetariums in der Ausbildung und darüber hinaus
Während der Ausbildungszeit an der Seefahrtsschule war das Planetarium ein unverzichtbares Instrument. Es vermittelte den zukünftigen Kapitänen und Offizieren das notwendige Wissen, um auch bei schlechten Sichtverhältnissen sicher navigieren zu können. Die Fähigkeit, sich an den Sternen zu orientieren, war eine lebenswichtige Kompetenz auf See.
Heute dient das Planetarium vor allem der Vermittlung von astronomischem Wissen und der Bewahrung maritimer Traditionen. Der Verein der Bremerhavener Sternenfreunde betreut die Anlage ehrenamtlich und ermöglicht Besucherinnen und Besuchern, den Sternenhimmel in einer besonderen Atmosphäre zu erleben. Das Planetarium ist damit nicht nur ein technisches Denkmal, sondern auch ein Ort der Bildung und des kulturellen Austauschs.
Besondere Darstellungen und Veranstaltungen
Das Planetarium zeigt neben dem Sternenhimmel auch besondere astronomische Ereignisse wie Sonnenfinsternisse, Kometen oder die berühmte Planetenkonstellation, die als Stern von Betlehem bekannt ist. Diese Darstellungen bieten einen faszinierenden Einblick in die Astronomie und machen komplexe Zusammenhänge anschaulich.
Zudem kann das Planetarium für private Anlässe gemietet werden, was es ermöglicht, den Sternenhimmel in einem besonderen Rahmen zu erleben. So wird das Planetarium zu einem Ort, der Menschen unterschiedlicher Generationen und Interessen zusammenbringt.
Die Geschichte des Planetariums in Bremerhaven ist eng mit der Entwicklung der Seefahrt und der Astronomie verbunden. Es steht für eine Zeit, in der die Navigation nach den Sternen lebenswichtig war und vermittelt dieses Wissen bis heute auf anschauliche und eindrucksvolle Weise. Als technisches Meisterwerk und kulturelles Erbe bietet das Planetarium einen einzigartigen Einblick in die Welt der Sterne und die Geschichte der maritimen Ausbildung. Der ehrenamtliche Einsatz der Bremerhavener Sternenfreunde sorgt dafür, dass diese wertvolle Einrichtung auch in Zukunft erhalten bleibt und viele Menschen begeistern kann.