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Wahnsinn Kreuzfahrt und Die Goldflotte – Kreuzfahrt am Kiosk

Gleich zwei Nachrichtenmagazine widmen sich in ihren aktuellen Ausgabe dem Thema Kreuzfahrten (Bild Stieger)

«S.O.S. – Wahnsinn Kreuzfahrt, die dunkle Seite des Traumurlaubs» und «Die Goldflotte – Was Kreuzfahrten zu Geldmaschinen macht». Gleich zwei Nachrichten-Magazine sind in dieser Woche an den Kiosken erhältlich, die sich in langen Beiträgen und schon auf der Titelseite den geliebten und gehassten Kreuzfahrten widmen. Werden im «Manager magazin» und im «Spiegel» Kreuzfahrten wieder mal gebasht oder wird neutral berichtet? Soviel sei schon verraten: Beide Magazine widmen sich dem Thema – ganz im Gegensatz zu einigen reisserischen TV-Beiträgen in letzter Zeit – recht neutral, aber natürlich auch mit einigen Seitenhieben auf die Reedereien.

9 ½ Seiten lang ist der Beitrag über den Kreuzfahrtboom im Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Redakteur Felix Hutt ist auf der Mein Schiff 6 von Triest nach Malta gereist und hat während der Fahrt hat mit Angestellten und Gästen gesprochen. Hutt fuhr inkognito mit, weil, so sagt er selbst «Kreuzfahrtgesellschaften Journalisten, die das Wachstum dieser Industrie hinterfragen und Missstände recherchieren, schätzen wie ein gekentertes Schiff.»

Dreckige Luft und billige Löhne

Der Beitrag im Spiegel vermittelt dem geneigten Leser – ob Freund oder Feind von Kreuzfahrten – spannende Fakten rund um die Lieblingsurlaubsform von 2.2 Millionen Deutschen und 150’000 Schweizerinnen und Schweizern. So erfährt man beispielsweise, dass allein in Venedig 566 Ankünfte von Kreuzfahrtschiffen in diesem Jahr geplant sind. 1’314 sind es im mexikanischen Cozumel, 1’025 in Miami, 1’080 in Nassau oder 854 Anläufe im europäischen Spitzenreiter Barcelona. Oder man erfährt – wer es noch nicht wusste – dass die Kreuzfahrt von vier Konzernen beherrscht wird: Carnival (zu denen AIDA, Costa und Cunard gehören) Royal Caribbean (mit Royal Caribbean und einer 50 % Beteiligung an TUI Cruises bzw. Hapag-Lloyd Cruises), Norwegian Cruise Line und MSC Kreuzfahrten. Diese vier Konzerne beherrschen 90 Prozent des Kreuzfahrt-Marktes weltweit.

Dem Thema Umweltschutz widmet sich der «Spiegel» unter anderem anlässlich einer Fragestunde, bei der der Kapitän Böttger die Funktion des Scrubbers auf der Mein Schiff 6 erklärt, der die dreckige Abluft quasi sauber scrubbt. Kapitän Simon Böttger im «Spiegel»: «In unseren Tanks haben wir Schweröl, das kennen Sie von zu Hause, ist böse verschrien, auch in der Presse im Moment, aber es kommt nicht darauf an, was Sie unten reinfüllen, sondern was am Ende aus dem Schornstein oben rauskommt.» Und das sei eben laut Böttger nicht viel. Der Spiegel erläutert aber, dass diese Aussage gemäss Experten vom Naturschutzbund Deutschland NABU Nonsens sei. Der Scrubber sei, so der NABU, keine Umwelttechnologie, sondern eine technische Möglichkeit, das billige Schweröl nutzen zu können. Neueste Studien zeigten, so der NABU im «Spiegel», dass Scrubber eine deutlich schlechtere Umweltbilanz hätten, als die Umstellung auf Marinediesel.

Stundenlohn 2.81 Dollar

Der Spiegel widmet sich auch dem Thema Löhne und damit einem Thema, das immer wieder für Diskussionen sorgt. Redakteur Hutt hat von einem ungenannt wollenden Mitarbeiter eine Kopie des Arbeitsvertrages gesehen, wonach dieser 852 Dollar für 303,1 Stunden Arbeit im Monat verdient. Das sind gerade mal 2.81 Dollar die Stunde, bei zehn Stunden Arbeit pro Tag. Dass in diesem Lohn Überstunden bereits abgegolten sind und das Internet – zur Kommunikation mit seinen Angehörigen in der Heimat während der 9 Monate Arbeit auf dem Schiff – extra bezahlt werden muss, braucht nicht extra erwähnt zu werden. Die aktuelle Ausgabe des «Spiegels» ist am Kiosk erhältlich.

Steuern sparen dank Steueroasen

Das «Manager Magazin» geht das Thema Kreuzfahrten eher von der wirtschaftlichen Seite an und schreibt: «Umwelt hin, überfüllte Reiseziele her – die Vergnügungsdampfer surfen weiter auf einer Erfolgswelle. Dafür sorgen ein geniales Geschäftsmodell und unverschämte Steuervorteile.» So erfährt der Leser bzw. die Leserin im Manager Magazin, dass die Carnival Corp. Im letzten Jahr eine sagenhafte Umsatzrendite von 16.7 Prozent erwirtschaftete, ihr schärfster Konkurrenz Royal Caribbean gar 19.1 Prozent. Damit verdienen die beiden Reedereien, die zusammen 70 % des weltweiten Kreuzfahrt-Marktes beherrschen deutlich mehr, als beispielsweise TUI, der führende Reisekonzern der Welt, der nur auf 3.8 Prozent Nettomarge kommt. Wie kommt es, dass die Reedereien so erfolgreich wirtschaften. Der Grund sind Steueroasen. Die Reedereien fahren – mit ganz wenigen Ausnahmen – unter Billigflaggen wie den Bahamas, den Bermudas oder Malta. Das bedeutet, dass Steuerpflichten wie etwa die ungeliebte Mehrwertsteuer nicht bezahlt werden müssen. Die Dachgesellschaft von Carnival ist Panama, jene von Royal Caribbean in Liberia angesiedelt, was die Steuern auf sensationell günstige 1.7 Prozent (Carnival) bzw. lächerliche 0.03 Prozent bei Royal Caribbean reduziert. Das Personal wird über Agenturen, die in den jeweiligen Flaggenstaaten domiziliert sind angestellt. Somit reduzieren sich, so das Manager Magazin «die Sozialabgaben oder setzt sie ganz auf null.» Im Manager Magazin werden Löhne für die Crew zwischen drei und fünf Dollar angegeben. Das sei, so der Autor im Wirtschaftsmagazin, Kapitalismus in Reinform, der davon profitiere, dass in den Herkunftsländern der Arbeiter noch weniger Lohn bezahlt werde.

55 Prozent der Bordeinnahmen stammen aus dem Casino und den Bars

Die großartigen Renditen der Reedereien stammen laut dem Wirtschaftsmagazin vor allem aus den Zusatzeinnahmen an Bord. 55 Prozent entfallen beispielsweise auf Einnahmen von Bars und Casino. Hier gibt es allerdings grosse Unterschiede zwischen den Nationen. Während Amerikaner und Asiaten das zocken im Casino bevorzugen, geben die Europäer ihr Geld lieber an den Bars aus. 20 Prozent derBord- Einnahmen stammen aus Ausflügen, 15 Prozent von Shops und die letzten zehn Prozent aus Massagen, Wellness- und Schönheitsprogrammen. Das Manager Magazin 8/2019 ist aktuell am Kiosk für 9 Euro bzw. 14.70 Franken (da verdienen die Schweizer Kioske am Umrechnungskurs gleich kräftig mit) im Zeitschriftenfachhandel erhältlich.

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