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Deutscher Reederverband verurteilt russischen Angriff auf die Ukraine

Das 24.000-TEU-Schiff HMM Algecirast (Foto: HHLA / Dietmar Hasenpusch)

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hat heute neue Zahlen zur Situation der deutschen Handelsschifffahrt vorgelegt. Präsidentin Dr. Gaby Bornheim und Geschäftsführer Dr. Martin Kröger erläuterten entlang der ökonomischen Entwicklung des Sektors auch die aktuell wichtigsten Themen auf der Agenda der Seeschifffahrt: Klimaschutz, Schifffahrtsstandort Deutschland und die seegestützten Lieferketten. Der VDR hat auch zur Situation in der Ukraine Stellung genommen. VDR-Präsidentin Dr. Gaby Bornheim sagte: „An Bord der Schiffe der deutschen Flotte leben und arbeiten Menschen aus Dutzenden verschiedenen Nationen – darunter auch tausende ukrainische und russische Seeleute. Die Schifffahrt ist eine zutiefst globale Branche, die essentiell auf Frieden und freie Handelswege angewiesen ist, um die Versorgung weltweit sicher zu stellen. Wir sind nicht zuletzt vor diesem Hintergrund erschüttert über die Entwicklungen und verurteilen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.“

In den mittlerweile zwei Jahren nach Ausbruch der Corona-Pandemie hätten viele deutsche Schifffahrtsunternehmen durch unruhige See navigieren müssen, sagte die Präsidentin: „Die deutsche Schifffahrt besteht im Wesentlichen aus mittelständischen Unternehmen. Wir sollten uns nicht von den positiven wirtschaftlichen Ergebnissen einiger großer Reedereien blenden lassen.“ 80 Prozent der Reedereien hätten weniger als zehn Schiffe, bei längst noch nicht allen sei der Aufschwung angekommen. „Hinter der Schifffahrt insbesondere in Deutschland liegt eine ganze Dekade der Krise. Nach mehr als zehn Jahren sind vor allem die kleinen und mittelgroßen Reedereien wirtschaftlich ausgezehrt und brauchen mehr als ein Jahr guter Zahlen, um die Herausforderungen der Zukunft, insbesondere die nötigen Investitionen etwa für den Klimaschutz, finanziell schultern zu können“, sagte Bornheim: „Mit den erfreulich positiven Entwicklungen an den Containermärkten sehen wir nun zunächst nur die Ruhe nach dem Sturm.“

Volatile Situation im Tankermarkt und bei Fähr- und Kreuzfahrtreedereien 

Die Lage sei zudem differenziert zu betrachten: Container und auch Bulker würden von hoher Nachfrage profitieren, im Tankermarkt und bei Fähr- und Kreuzfahrtreedereien sei die Situation aber weiter sehr volatil. Niemand wisse darüber hinaus, wie nachhaltig der aktuelle enorme Nachfrage-Zuwachs sei, wenn die momentanen Pandemie-Effekte und die vielen staatlichen Konjunkturprogramme in den Ländern der Welt ausliefen.

Deutschland ist die sechstgrößte Schifffahrtsnation der Welt

Deutschland ist den Zahlen nach aktuell die sechstgrößte Schifffahrtsnation der Welt mit einem Anteil von 3,8 Prozent an der Welthandelsflotte (-0,7 Prozentpunkte ggü. Vorjahr). Nach wie vor stellt Deutschland nach China die zweitgrößte Containerschiffsflotte der Welt. Ende 2021 waren in deutschen Schiffsregistern insgesamt 1.917 Schiffe mit 46,1 Millionen BRZ registriert, 84 weniger als ein Jahr zuvor. Zu einem großen Teil (mehr als 45%) führen die Schiffe der deutschen Flotte heute die Flagge eines EU-Landes am Heck, insbesondere von Portugal, Zypern und Malta. Die Anzahl der unter deutscher Flagge fahrenden Schiffe liegt bei 275. Die Zahl der in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigen Seeleute hat sich, bedingt durch den Rückgang in der deutschen Handelsflotte, zuletzt ebenfalls leicht verringert auf 6.927, die Zahl der Neueinsteiger an Bord 2021 ist infolge der Pandemie mit 355 leicht zurückgegangen.

Lieferketten-Probleme: Schifffahrt nicht Verursacher, sondern Betroffene wie andere

VDR-Geschäftsführer Dr. Martin Kröger wies Vorwürfe zurück, die Schifffahrt verschärfe die derzeitige angespannte Situation in den Lieferketten weltweit: „Man muss es deutlich sagen: wir sind wie viele andere Betroffene der Situation – und nicht Verursacher.“

Weltweit wären so gut wie alle Containerschiffe im Einsatz. „Die angespannten Lieferketten sind ganz klar Folge der Corona-Pandemie, eine einmalige Situation, in der viel zusammenkommt“, so Kröger. Dass die Reeder an der Lage keine Schuld träfe, hätten unabhängige Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden von China, den USA und wiederholt auch der EU gezeigt. „Die Linienreedereien tun alles in ihrer Macht stehende, um die enorm gestiegenen Ladungsmengen zu transportieren“, sagte der Geschäftsführer: „Doch wenn Häfen verstopft und Container bei Kunden viel länger unterwegs sind, dann sind sie letztlich auch machtlos.“

Präsidentin Bornheim rief alle Beteiligten dazu auf, zusammen zu arbeiten: „Wir sollten aufhören, uns gegenseitig zu beschuldigen. Wir leiden alle darunter, dass wir nicht den Service bieten können, den wir eigentlich gerne offerieren wollen. Es ist Sand im Getriebe, den wir nur gemeinsam wieder aus den Lieferketten rausbekommen werden.“

Breites Bündnis für Klimaneutralität der Seeschifffahrt schon im Jahr 2050 nötig

Der Weltschifffahrtsverband ICS hat, unterstützt vom VDR, im vergangenen Herbst das klare Signal gesendet, dass die Branche schon im Jahr 2050 global klimaneutral fahren will. „Wir als Industrie sind damit bislang weit ambitionierter als die Staatengemeinschaft in der IMO“, sagte Gaby Bornheim. „Der Vorstoß ist so klug wie mutig. Wir setzen damit ein Signal, jetzt sind alle angesprochen: Politik, Mineralölbranche, Motorenhersteller, Forschung, Häfen. Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung.“

Geschäftsführer Kröger verwies ergänzend auf die erforderliche „Revolution bei den Treibstoffen“: „Es ist offen, welcher klimafreundliche Brennstoff Seeschiffe bald antreiben wird“, so der Geschäftsführer und ergänzte: „Die Motoren, die die Schifffahrt CO2-frei machen würden, gibt es schon heute – allein, es fehlt der entsprechende Treibstoff dafür. Deswegen braucht es vorerst noch LNG. Diese Motoren können später aber ohne hohen Aufwand auf grünes Gas umgestellt werden.“

Reederverband verurteilt russischen Angriff auf die Ukraine

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hat heute anlässlich seines Jahres-Pressegesprächs auch zur Situation in der Ukraine Stellung genommen. VDR-Präsidentin Dr. Gaby Bornheim sagte: „An Bord der Schiffe der deutschen Flotte leben und arbeiten Menschen aus Dutzenden verschiedenen Nationen – darunter auch tausende ukrainische und russische Seeleute. Die Schifffahrt ist eine zutiefst globale Branche, die essentiell auf Frieden und freie Handelswege angewiesen ist, um die Versorgung weltweit sicher zu stellen. Wir sind nicht zuletzt vor diesem Hintergrund erschüttert über die Entwicklungen und verurteilen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.“

Die Präsidentin wies zudem daraufhin, dass einzelne Handelsschiffe noch in Häfen in der Ukraine festsitzen würden: „Wir fordern, dass alle Schiffe mit ihren Crews die Konfliktzone unbeschadet verlassen dürfen. Russland muss die Freiheit der Schifffahrt respektieren. Unbeteiligte Handelsschiffe dürfen nicht angegriffen werden.“

Frauen und Männer an Bord dürfen nicht zu Opfern dieses Krieges werden

Präsidentin Bornheim abschließend: „Die Sicherheit unserer Seeleute hat für uns absolute Priorität. Wir fordern alle Parteien auf, sicherzustellen, dass – neben der ukrainischen Bevölkerung – die Männer und Frauen an Bord, gleich welcher Nationalität, nicht zu Opfern in diesem Krieg werden.“

Ukrainische und russische Seeleute stellen auch auf den Schiffen der deutschen Handelsflotte einen wichtigen Teil der Besatzungen: geschätzt insgesamt etwa 5.000 Seefahrer aus beiden Ländern leisten ihren Dienst an Bord, aktuell teilweise auch an Bord desselben Schiffs. Weltweit stellen Crew-Mitglieder aus beiden Nationen insgesamt 14,5 Prozent aller 1,89 Millionen Seeleute weltweit. Knapp 200.000 davon sind Russen, 76.000 Ukrainer.

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