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Venedig will Kreuzfahrtschiffe in der Lagune loswerden

Die Viking Star in Venedig (Bild Viking Cruises)

Die Einfahrt in den Canale Grande mit einem Kreuzfahrtschiff gehört zu den schönsten Erlebnissen die es gibt. Die Schönheit hat aber ihre Tücken. Die riesigen Kreuzfahrtschiffe zerstören die Lagune, weshalb sich immer mehr Venezianer wehren. An einer Abstimmung sprachen sich kürzlich 98,7 Prozent der Venezianer dafür aus, die Schiffe aus der Lagune zu verdammen. Venedigs Bürgermeister ist aber dagegen. Er will es sich mit den Reedereien nicht verscherzen und lässt ein bereits 2012 von der Regierung in Rom erlassenes Dekret in der Schublade liegen.

Von Hans Stieger, Stiegers Kreuzfahrt Tipps

1951 zählte das Historische Zentrum von Venedig 175’000 Einwohner – heute sind es gerade noch knapp 50’000 Venezianer. Und jedes Jahr werden es weniger. Die Einheimischen ziehen weg, weil es keine Arbeit mehr gibt, aber auch weil die Stadt von Touristen überlaufen wird. Zwar gibt es im Tourismussektor viele Stellen, die meisten davon sind aber nicht gut bezahlt. Die Zahl der Einheimischen ist um über 70 Prozent in den vergangen fast 70 Jahren geschrumpft, die Zahl der Touristen jedoch explodiert.

67’000 Touristen besuchen jeden Tagen den Markus Platz

Laut dem Venice Project Center besuchen im Durchschnitt jeden Tag 67’000 Touristen das Zentrum Venedigs mit dem Markus Platz und dem Dogen Palast – in der Hochsaison sind es deutlich mehr. Um den Touristenströmen Herr zu werden, haben Bürgerorganisationen verschiedene Vorschläge gemacht. Diese reichen von Steuern und neuen Abgaben bis hin zu Quoten für Tagestouristen oder Zugangsbeschränkungen. Für die Komunalregierung unter dem seit 2015 gewählten Bürgermeister Luigi Brugnaro sind solche Vorschläge allerdings tabu. «Venedig ist ein Traum für alle und soll es bleiben», sagt die für Tourismus zuständige Stadträtin Paola Mar. Druck gibt es aber nicht nur von Bürgerbewegungen, auch die Unesco sah sich zu einer Rüge veranlasst. Sie sieht das Weltkulturerbe durch den Massenansturm von Touristen gefährdet.

Hauptproblem: Tagestouristen

Das Hauptproblem von Venedig sind unbestritten die Tagestouristen. Sie kommen in grossen Gruppen vom Festland und von den Kreuzfahrtschiffen. Venedig bzw. die Venezianer kämpfen somit gleich an zwei Fronten gegen die Kreuzfahrtschiffe. Auf der einen Seite will man die Tagestouristen von den Schiffen eindämmen (jährlich kommen zwei Millionen Kreuzfahrttouristen nach Venedig), aber vor allem will man die riesigen Schiffe aus der Lagune verbannen.  So haben sich kürzlich 18’000 Venezianer an einem Referendum über Kreuzfahrtschiffe in der Lagunenstadt beteiligt. Die Frage lautete, ob die riesigen Schiffe aus der Lagune verbannt werden sollten. Allerdings war das Referendum unverbindlich für die Regierung. Das Resultat der von der Bürgerinitiative «No Grandi Navi» (Keine grossen Schiffe) lancierten Abstimmung war mehr als deutlich. 98.7 Prozent der Wähler legten ein mehr als deutliches Ja für eine Reduktion des Schiffsverkehrs in die Urnen. Da nützte es wenig, dass die Hafenbehörde von Venedig im Vorfeld der Abstimmung darauf hinwies, dass die Kreuzfahrttouristen jährlich 430 Millionen Einnahmen für die Stadt generieren und mindestens 5’000 Arbeitsplätze erhalten würden. Die Venezianer wollen viele der 529 Kreuzfahrtschiffe (Anläufe 2016 gemäss Statistik Venezia Portal) loswerden.

Dekret aus Rom will Kreuzfahrtschiffe ab 40’000 Tonnen in Venedig verbieten

Bürgermeister Luigi Brugnaro wies nach der für ihn niederschmetternden Niederlage einmal mehr darauf hin, dass die Abstimmung nicht rechtskräftig und verbindlich sei. Allerdings geht es in der ganzen Geschichte nicht nur um den Willen der Bevölkerung, sondern um einen Regierungsbeschluss aus Rom. Nachdem 2012 vor der toskanischen Insel Giglio das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia kenterte und 32 Menschen ums Leben kamen, erliess die Regierung in Rom ein Dekret, um ähnliche Katastrophen in der Lagunenstadt zu verhindern. Nach diesem Beschluss soll Kreuzfahrtschiffen ab 40’000 Tonnen die Durchfahrt des San Marco Beckens verboten werden. Das Gesetz soll unverzüglich in Kraft treten, sobald eine alternative Route für die Schiffe gefunden ist. Vorschläge für solche Routen gibt es mehrere, doch noch keinen, der die Zustimmung aller Beteiligten findet. So bleibt das Dekret in den Schubladen liegen. Allerdings soll es noch diesen Juli ein Treffen der beteiligten Parteien geben. Man sei einer Lösung sehr nahe, versicherte der Minister für Infrastruktur und Transport. Was das aber für Venedig heisst und wann die Lösung in Kraft treten könnte, weiss niemand.



1 Antwort

  1. […] Rechnung. Noch bevor das Verbot in Kraft trat, hiess es kürzlich schon wieder: freie Fahrt für „grandi navi“ in Venedig. Das Gericht begründete seinen Schritt damit, dass es für den Schiffsverkehr derzeit keine […]

  2. Die Schiffe fahren natürlich nicht durch den Canale Grande, sondern durch den Giudecca Kanal, allerdings auch ein “großer Kanal”! Beste Grüße

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