Die Kreuzfahrt – sie gilt für viele als Inbegriff luxuriösen Reisens: Komfortable Kabinen, aufwendige Shows und kulinarische Höhepunkte auf offener See. Doch während Passagiere die Annehmlichkeiten an Bord genießen, werfen sie selten einen Blick auf die dunklen Abgasfahnen, die ihre schwimmenden Paläste hinter sich herziehen. Doch wie umweltschädlich sind diese Vergnügungsreisen tatsächlich?
Schiffe gelten als effiziente Transportmittel, insbesondere beim Frachtverkehr. Beim Thema Kreuzfahrten jedoch kippt das Verhältnis von transportierter Last zu Schadstoffausstoß zu Ungunsten der Umwelt. Diese schwimmenden Städte verbrauchen enorme Mengen an Energie – nicht nur für die Fortbewegung, sondern auch für die umfangreiche Versorgung und Unterhaltung Tausender Passagiere.
Die Umweltbilanz der Kreuzfahrtschiffe ist beunruhigend, wie die neuesten Studien zeigen. Die Treibhausgasemissionen einer durchschnittlichen Kreuzfahrt übersteigen die eines europäischen Bürgers im Autoverkehr um ein Vielfaches. Nicht allein Kohlendioxid, sondern ebenso die Emissionen von Stick- und Schwefeloxiden sowie Rußpartikeln verschmutzen die Luft und tragen zur Erwärmung unseres Planeten bei.
Emissionen der Kreuzfahrtschiffe sind 2023 gestiegen
Hauptverantwortlicher für diesen enormen Ausstoß ist der Antrieb der meisten Kreuzfahrtschiffe: Schweröl. Schweröl ist wegen seiner hohen Schwefelgehalte an Land verboten, nur auf hoher See lässt sich diese Vorschrift umgehen. Die Folgen für die Meeresökologie sind gravierend, selbst wenn die Abwässer und Bioabfälle noch außen vor gelassen werden.
Die Trendwende scheint trotz erhöhten Drucks von Umweltorganisationen und öffentlicher Debatten nur schwer in Gang zu kommen. Eine Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass die Emissionen seit 2019 sogar gestiegen sind, nicht gefallen – das Gegenteil dessen, was im Zuge der globalen Bemühungen zur Reduktion von Treibhausgasen nötig wäre.
Interessant ist jedoch, dass einzelne Städte wie Venedig durch ihren Mut, Kreuzfahrtschiffen die Einfahrt zu verwehren, signifikante Erfolge in der Senkung der lokalen Emissionen verzeichnen konnten. Es geht also, wenn politischer Wille und bürgerschaftlicher Druck Hand in Hand gehen.
Der Gesundheitsaspekt darf dabei nicht unterschätzt werden. Schadstoffe aus Schiffsabgasen tragen nachweislich zur Entstehung von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei, ein Risiko, dem Anrainerstädte von Kreuzfahrthäfen verstärkt ausgesetzt sind.
Anstrengungen der Reedereien um Flotten umweltverträglicher zu machen
Es gibt allerdings auch positive Entwicklungen: Viele – vorallem europäische – Reedereien unternehmen ernsthafte Anstrengungen, um ihre Flotten umweltverträglicher zu machen – sie setzen auf Flüssiggas, Schiffsdiesel oder Landstromanlagen. Forderungen wie die nach einer Landstrom-Pflicht weisen den Weg in eine umweltschonendere Zukunft. Denn ein Kreuzfahrtschiff, das im Hafen an das lokale Stromnetz angeschlossen wird und somit seine schmutzigen Generatoren abschalten kann, ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Trotzdem ist klar, dass die Branche noch am Anfang eines langen Umstrukturierungsprozesses steht. Die Schifffahrt muss als ein Teil des globalen Verkehrssystems gesehen werden, der radikal transformiert werden muss, soll das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden.
Kreuzfahrtpassagiere können ebenfalls zum Umweltschutz beitragen. Das beginnt bei der Anreise mit umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln und reicht über Wassersparen auf der Kabine bis hin zum Verzicht darauf, Müll über Bord zu werfen. Ein kritisches Bewusstsein für die umweltbedingten Kosten der Kreuzfahrt ist dabei essenziell.
In der Summe muss man festhalten: Kreuzfahrten sind in ihrer aktuellen Form eine Belastung für die Umwelt. Es ist an der Zeit, dass Industrie, Politik und Reisende gemeinsam an einem Strang ziehen, um den Luxus der Seereisen mit den Notwendigkeiten des Umweltschutzes in Einklang zu bringen. Denn die Kosten des Nichtstuns sind am Ende weitaus höher als die Investition in eine nachhaltige Zukunft.
Wie können sich alternative Antriebsformen positiv auf die Umwelt auswirken
Die Kreuzfahrtindustrie steht vor der Herausforderung, ihre umweltschädlichen Schweröl-Antriebe durch nachhaltigere Technologien zu ersetzen. Alternative Antriebsformen für Kreuzfahrtschiffe haben das Potenzial, die Umweltauswirkungen von Kreuzfahrten signifikant zu mindern. Durch die Substitution des herkömmlichen Schweröls durch umweltfreundlichere Kraftstoffe und Technologien können die Emissionen von Treibhausgasen und Luftschadstoffen erheblich reduziert werden, was zu einer Verringerung der globalen Klimaerwärmung und Verbesserung der Luftqualität beiträgt.
Flüssigerdgas (LNG) verbrennt beispielsweise sauberer als Schweröl und setzt bis zu 25 Prozent weniger Kohlendioxid frei. Außerdem werden fast keine Schwefeloxide und Feinstaubpartikel ausgestoßen, was insbesondere in Küstennähe und Hafennähe die Luftqualität verbessert. Hybridantriebe, die Dieselgeneratoren mit Elektromotoren kombinieren, ermöglichen es, beim Anlegen in Häfen oder in emissionsregulierten Gebieten auf die umweltschonendere elektrische Energie umzuschalten.
Brennstoffzellen bieten die Möglichkeit, Schiffe mit Wasserstoff zu betreiben, der bei seiner Umwandlung in elektrische Energie lediglich Wasser als Emission hinterlässt – somit könnte der Schiffsverkehr nahezu emissionsfrei werden. Ähnlich verhält es sich auch mit “grünem” Wasserstoff, bei dessen Herstellung keine schädlichen Treibhausgase emittiert werden, sofern er mit Strom aus regenerativen Quellen erzeugt wird.
Zudem kann die Nutzung von Windenergie durch innovative Segeltechnologien den Treibstoffverbrauch ergänzen oder sogar substituieren. Diese sogenannten Segelantriebe nutzen die Windkraft effizient und reduzieren dadurch den Kraftstoffbedarf sowie die damit verbundenen Emissionen.
Die Nutzung von Landstrom für Kreuzfahrtschiffe ist eine innovative Lösung, um den Ausstoß schädlicher Emissionen in Hafenstädten zu reduzieren. Wenn ein Schiff im Hafen liegt, muss es traditionell seine Haupt- und Hilfsmotoren laufen lassen, um kritische Systeme und Passagierkomfort aufrechtzuerhalten, was zu einer kontinuierlichen Emission von Abgasen führt. Der Landstrom, auch als “Cold Ironing” bekannt, ermöglicht es Schiffen, während ihrer Liegezeit an eine externe Stromquelle anzudocken und somit die Bordgeneratoren abzuschalten. Dieser Prozess schneidet nicht nur den Ausstoß von Treibhausgasen, sondern auch von Stickstoffoxiden, Schwefeloxiden und Feinstaubpartikeln, die zur Luftverschmutzung und Problemen der öffentlichen Gesundheit beitragen, deutlich zurück. Darüber hinaus erlaubt die Verwendung von Landstrom, insbesondere wenn er aus regenerativen Energiequellen gewonnen wird, eine nachhaltigere Kreuzfahrt und unterstreicht das Engagement der Branche für den Umweltschutz.
Insgesamt führen diese Alternativen zu einer geringeren Belastung für Meeresökosysteme, denn neben der Reduktion von Luftschadstoffen wird durch die Vermeidung von Schweröl weniger Risiko für Ölverschmutzungen geboten. Langfristig sorgen sie dafür, dass die maritime Umwelt geschont wird, was wiederum die Biodiversität und Stabilität der Meereslebensräume fördert. Indem die Kreuzfahrtindustrie in saubere Technologien investiert, kann sie aktiv zu den globalen Bemühungen beitragen, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen zu begrenzen und die Ziele des Pariser Abkommens einzuhalten.