Heute im Sonntags-Interview Dimitri Burtsev, Russland-Reisepartner des Reisebüro Mittelthurgau
Dimitri Burtsev: Sie sind seit vielen Jahren als Partner für das Reisebüro Mittelthurgau aktiv. Seit 2006 sind Sie Geschäftsführer der Gvidon Tours Wien und damit Vertreter der russischen Reederei der Excellence Katharina für das deutschsprachige Europa. Damit sind Sie auch an vorderster Front beim Umbau der ehemaligen MS Lavrinenkov in die Excellence Katharina mit dabei. Wie gut kennen Sie die Lavrinenkov?
Auf der MS General Lavrinenkov hab ich persönlich nicht gearbeitet, aber auf den baugleichen Schiffstypen des Projekts 302 fast 4 Jahre als Gästebetreuer und an der Rezeption. Daher kenne ich die Schiffe sehr gut, alle Schiffe wurden auf der deutschen Werft in Boizenburg in Deutschland gebaut (die Werft ist inzwischen geschlossen) und als Reparationskosten an die Sowjetunion geliefert. Übrigens: General Lavrinenkov war ein ukrainischer Heldenflieger im 2. Weltkrieg gewesen. Das Schiff wurde zuerst auf den ukrainischen Wasserwegen stationiert und dann von der russischen Reederei Orthodox Cruise Company nach Russland gekauft. Beim Bau des Schiffes in 1989 hat natürlich keiner an besonderen Komfort gedacht, wichtig war so viele sowjetische Bürger wie möglich an Bord unterzubringen. Daher war die ursprüngliche max. Kapazität der Schiffe bis zu 280 Passagiere. Nach dem jetzigen Umbau haben noch maximal 182 Passagiere Platz. Das Schiff wurde komplett entkernt und hat eine neue Kabinenaufteilung bekommen. Entsprechend wurden auch die Öffentlichen Räume umgestaltet und erweitert.
Sie sind regelmässig beim Umbau der Lavrinenkov in Russland mit dabei. Welche News gibt es aus der Werft in Moskau über die Excellence Katharina zu berichten?
Gewohnter Excellence Komfort auch auf der Excellence Katharina (Bild Gvidon Tours)
Wir sind mit der Familie Twerenbold und Mittelthurgau-Geschäftsführer Stephan Frei ca alle 2 bis 3 Monate vor Ort gewesen. Nächste Inspektion ist Mitte April in Rostov, am Don, dem Hauptquartier der Reederei. Das Schiff wird in der Heimat umgebaut, wo alles viel übersichtlicher ist und alle Behörden sind gleich um die Ecke. Das Schiff startet erst Ende April nach Moskau und ist rechtzeitig zur Präsentationsfahrt am 21. Mai in Moskau bereit. Neue Strom- und Wasserleitung wurden gezogen, ein kompletter Lärmschutz eingebaut. Aus vorher drei Kabinen haben wir zwei gemacht, das ergibt ein grosszügiges Raumkonzept. Hier noch paar Zahlen die für sich sprechen… 25 Kilometer Kabel wurden neu verlegt, 100 Tonnen Metall gewechselt, ca. 20 Tonnen Beton ausgetauscht, 2000 Quadratmeter neue Teppiche, ca. 3500 Quadratmeter Tapeten, ca. 2000 Quadratmeter Fliesen, 1,5 km LED Streifen.
Von Gästen die schon mit russischen Flusskreuzfahrtschiffen unterwegs waren, hört man von sehr freundlichem und zuvorkommenden Service, während das Essen und auch die Kabinen als nicht den Schweizerischen Vorstellungen entsprechend beurteilt werden. Was ist Ihr Eindruck von den russischen Flusskreuzfahrtschiffen, die ja doch meistens schon einige Jahre auf dem Buckel haben?
Wir haben unser „Software“- Service-Verbesserungsprogramm in 2011 gestartet. Wir haben einen kulinarischen Experten aus Deutschland, der lange Erfahrung auf westeuropäischen Flüssen gesammelt hat, auf einem unserer Schiffe für die ganze Saison installiert. Er hat innerhalb einer Saison die komplette Arbeitsweise und Service inkl. Küche und Restaurants, Bar und Passagierbereich neu aufgestellt. Wir vereinen damit die traditionellen Gerichte mit den mitteleuropäischen Vorlieben aufs Feinste. Dazu haben wir hervorragende Weinbegleitung für die Menüs ausgearbeitet. Das haben wir als Basis für uns genommen und haben in den weiteren Jahren zusammen mit unseren Charter-Partnern immer wieder die Basis auf die Bedürfnisse der Passagiere angepasst. Jeder Partner kann von uns einen bestimmten Standard bekommen und sagen, was er on Top haben will, natürlich gegen angemessene Aufzahlung. Somit haben wir ein flexibles und bewährtes System geschaffen, welches an die Bedürfnisse der Passagiere aus unterschiedlichen Ländern der ganzen Welt mit nur in wenigen Schritten angepasst werden kann.
Das Flusskreuzfahrtenunternehmen Mittelthurgau meint, die Excellence Katharina solle das schönste Schiff auf Russlands Flüssen werden. Übertrieben?
Blick ins Restaurant auf der Excellence Katharina (Bild Gvidon Tours)
Das ist nicht übertrieben, wir haben viele Hausaufgaben machen müssen, um das Excellence Konzept nach Russland zusammen mit Familie Twerenbold und Stephan Frei zu bringen. Wir haben zugleich auch viel gelernt. Nicht umsonst haben die Familie Twerenbold und das Reisebüro Mittelthurgau für das Excellence Konzept auf der MS Excellence Princess, die Auszeichnung als bestes Flussschiff des Jahres erhalten. Wir sind in Russland auf dem Excellence Weg!
Die Excellence Katharina verkehrt nicht nur auf der klassischen Route zwischen den beiden Städten St. Petersburg und Moskau, sondern neu auch ans Kaspische Meer. Was erwartet die Gäste der Katharina auf dieser Route?
Die neue südliche Route oder von uns als „Garage-Tour” genannt, weil alle Schiffe der Reederei über Winter in die Garage nach Rostov-am-Don fahren, ist rund 3’500 Kilometer lang und verläuft hauptsächlich auf der Wolga durch 14 Schleusen mitten durch die russische Seele Russlands, mit all den kleinen provinziellen Städten wie Kostroms, Samara, Saratov, Astrachan. Hier herrscht eine provinzielle und gemütliche Atmosphäre. Die Wolga ist mit 3‘500 Kilometer Länge der längste Fluss Europas und mündet mit dem 200 Kilometer weiten Wolga Delta ins Kaspische Meer bei Astrachan, das auch als Kaviar Hauptstadt wegen den viele Stör Farmen bezeichnet wird.
Russland ist für viele Schweizer noch immer ein Land, dem man eher mit Vorsicht begegnet und ein Land, das nicht im Fokus für eine Flussreise steht. Sind die Ängste gegenüber Ihrer Heimat unbegründet?
Natürlich, wenn man sich nur auf Medien verlässt, bekommt man von Russland ein etwas „schiefes” Bild. Ich kann beide Seiten (Europäische und Russische) medial verfolgen und muss sagen, beide Seiten berichten einseitig. Die Wahrheit liegt immer irgendwo in der Mitte. Daher bieten wir die sicherste und beste Möglichkeit, Russland selbst anzuschauen, um sich ein eigenes Bild zu machen. Nur weil jemand da oben in Russland was anderes macht, ist Eremitage oder Kreml nicht schlechter als Sehenswürdigkeit. Wir versuchen das echte Russland zu zeigen … kulturell, kulinarisch, lebendig.
In einem Interview haben Sie gesagt: „Ohne die Wolga gibt’s kein Russland“. Was meinten Sie damit?
Die Wolga ist der grösste Fluss Europas und eine Hauptarterie Russlands. Um die Wolga herum sind die wichtigsten Städte in der Geschichte entstanden, beispielsweise Goldener Ring Städte. Als schnellster Transportweg ermöglichte die Wolga – und das ist bis heute so – den Handel mit Asien oder nach der Erschaffung des Kanalsystems, kann man von der Ostsee ins Schwarze Meer fahren.
Alle Informationen über die Flusskreuzfahrten auf der Wolga von St. Petersburg nach Moskau (und umgekehrt) wie auch ans Kaspische Meer findet man beim Reisebüro Mittelthurgau
Die Deluxe Badezimmer auf der Excellence Katharina (Bild Gvidon Tours)
Excellenece Katharina Aussenansicht (Bild Gvidon Tours)
Reception (Bild Gvidon Tours)
