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Altersheim auf See mit Menschlichkeit in Pflege und Betreuung und Kreuzfahrt-Service

Thady Alexander Thömmes, Geschäftsführer von TED-Cruises plant eine Seniorenresidenz auf See

Heute im Sonntags-Interview: Thady Alexander Thömmes, Geschäftsführer von TED-Cruises – Seniorenresidenz auf See

Vor einiger Zeit macht die Meldung die Runde, dass die 86-jährige Amerikanerin Lee Wachtstetter ihren Lebensabend statt in einem Altersheim auf einem Kreuzfahrtschiff verbringt. Mit ein Grund für das Leben auf den Weltmeeren war und ist für die Amerikanerin der gute und günstigere Lebensstandard auf einem Kreuzfahrtschiff. Was für viele fast utopisch klingt, wollen Sie nun auch im deutschsprachigen Raum wahr werden lassen. Ein Kreuzfahrtschiff als Altersheim. Was steckt hinter Ihrer Idee einer Fünf Sterne Seniorenresidenz auf See?

Thady Thömmes: Hinter der Idee steckt in erster Linie meine Leidenschaft zur Kreuzfahrt kombiniert mit dem extremen Pflegenotstand, den wir seit Jahren in Deutschland haben und nicht in den Griff bekommen. Seit meinem 14. Lebensjahr begeistert mich die bequemste und luxuriöseste Art des Reisens. In den letzten Jahren hatte ich das Glück viel online per Homeoffice arbeiten zu können. Und das habe ich meistens von Kreuzfahrtschiffen aus gemacht. Preislich sind Kreuzfahrten nicht mehr so unerschwinglich wie man vielleicht meinen mag. Die Lebensqualität an Bord ist einfach unbeschreiblich und man wacht jeden Tag an einem anderen Traumziel auf. In den letzten 2 Jahren habe ich mehr Zeit auf Schiffen verbracht als an Land. Auf meinen über 70 Kreuzfahrten habe ich viele interessante Menschen aus aller Welt kennen gelernt. Darunter auch immer wieder Gäste, die dauerhaft an Bord lebten, oder überwinterten. Die Amerikanerin Lee Wachstetter ist mit Sicherheit der medial bekannteste Dauergast an Bord. Es gibt aber tatsächlich einige wie sie. Und genau dafür konzipieren wir ein Schiff. Klein, gemütlich und familiär mit dem Schwerpunkt auf Menschlichkeit in der Pflege und Betreuung sowie dem bekannten Service, den ein Kreuzfahrtschiff bietet.

In ersten Pressemeldungen über Ted Cruises steht, dass man schon in diesem Jahr, also 2019 in See stechen möchte. Wie weit sind die Vorbereitungen, damit dieser Plan Realität wird?

Wir arbeiten seit über 2 Jahren intensiv an unserem Konzept und sind jetzt bereit zum Markteintritt. Natürlich ist noch viel zu tun, aber es geht mit sehr großen Schritten voran. Das Schiff ist nahezu ausgebucht und das Feedback von allen Seiten überwältigend. Ein genaues Datum wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen. Wir möchten nichts versprechen was wir nicht zu 100 % einhalten können. Bei der Renovierung eines älteren Schiffes kann viel Unvorhergesehenes passieren, was die Premierenfahrt um einige Wochen verzögern könnte. Momentan kann man sich auf eine Warteliste einschreiben lassen um eine Kabine zu bekommen. Sobald ein festes Startdatum steht, benachrichtigen wir alle unsere Gäste und bereiten die Abreise vor.

Damit Ihr Projekt Wirklichkeit werden kann, ist wohl auch ein grösseres finanzielles Engagement der Beteiligten und Investoren notwendig. Was lässt sich zu der Finanzierung sagen?

Wir finanzieren unser Projekt zum Einen über mehrere größere Investoren, die schon frühzeitig an das Konzept glaubten und uns den Start finanzierten, zum anderen über eine Crowdfunding-Kampagne, die wir vorbereitet haben. Crowdfunding ist eine in Deutschland recht neue Art der Kapitalbeschaffung, die grade in der Startup-Szene sehr beliebt ist. Viele private Geldgeber gewähren uns eine Art „Minikredit“ und werden dafür als Zins 20 Jahre lang am Gewinn unseres Unternehmens beteiligt. Als Investor leiht man uns einen Betrag zwischen 500 und 10.000 Euro. Durch die geringe Mindestinvestition ist der Andrang überwältigend. Wir wollten unbedingt einen Weg finden, möglichst jedem die Möglichkeit zu geben an diesem Projekt mitzuwirken und mit uns gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.

Und welches Kreuzfahrtschiff wird eingesetzt werden? Gerade Kreuzfahrtschiffe in Ihrer Grössenordnung gibt es ja nicht sehr viele, die auf dem Markt verfügbar sind. Die MS Lebenstraum soll rund 220 Passagieren Platz bieten.

Momentan sind wir mit zwei Eignern verschiedener Schiffe in einer sehr ähnlichen Größenordnung  in Verhandlungen. Welches Schiff es letztendlich wird, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Durch den Boom in der Kreuzfahrtbranche bauen die großen Urlaubsreedereien immer neue, immer größer werdende Schiffe mit Platz für bis zu 10.000 Personen. Durch die vielen Neubauten verlassen viele kleinere Schiffe die Flotten. Für touristische Zwecke sind sie einfach nicht mehr attraktiv genug. Der Urlauber von heute erwartet Wasserrutschen, Kletterwände, Eislaufbahnen, etc. an Bord. Unsere Gäste hingegen bevorzugen genau diese kleineren, familiären Schiffe. Unser Anspruch ist ein Schiff mit kurzen Wegen, wo jeder jeden kennt und man eine Art Schiffsfamilie werden kann. Ein Dorf auf See mit seinen Einwohnern.  Auf Dauer mit mehreren tausend Menschen an Bord zu sein ist weder entspannt noch erholsam. Trotz der überschaubaren Größe unseres Schiffes, bietet es allen Komfort, den man von einer Kreuzfahrt gewohnt ist. Wir haben mehrere Restaurants (A la carte, Buffet, BBQ Bereich), mehrere Bars, ein Schwimmbad, Fitness-, Welness- und Behandlungsräume, Boutiquen, eine Showlounge und besonders wichtig – eine voll ausgestattete Krankenstation an Bord.

Gerade bei älteren Passagieren ist auch die medizinische Betreuung ein wichtiges Thema. Wie sieht die ärztliche Versorgung auf Ihrer Seniorenresidenz auf den Weltmeeren aus?

Ich denke, dass die Reise um die Welt und die Abenteuer die unsere Gäste unterwegs erleben können jung und fit halten. Die Medizinische Versorgung ist das allerwichtigste und darauf liegt unsere Aufmerksamkeit ganz besonders. Wir haben dauerhaft deutsche Ärzte und Pfleger an Bord, die sich um unsere Gäste kümmern. Viele alterstypische Krankheiten können wir problemlos an Bord behandeln. Auch für Notfälle ist unser Team ausgebildet. Alle Routen werden so geplant, dass in jedem Hafen im Vorfeld ein Klinikum ausgewählt wird, in das wir unsere Gäste begleiten, falls doch mal ein schwierigerer Eingriff erforderlich werden sollte.

Was viele ältere Leute natürlich insbesondere interessiert sind die Kosten. In Deutschland kostet ein Monat in einem Altersheim so um die 3’000-4’000 Euro, in der Schweiz sind es mehr, nämlich ab gut 6’000 Franken. Die Kosten variieren aber stark und hängen auch von der benötigten Pflege ab. Mit welchen Kosten muss ein Kreuzfahrtpassagier auf Ihrem Altersheim auf See rechnen?

Die Kosten sind tatsächlich sehr ähnlich wie an Land – allerdings bei einem wesentlich höheren Lebensstandard. Internationale Hochseeschiffe lassen sich sehr wirtschaftlich betreiben, sodass wir unseren Gästen attraktive Preise anbieten können und die Kosten an Land teilweise sogar unterbieten.

Kabinen gibt es in der günstigsten Kategorie schon ab 2.900 Euro p. P. im Monat bei Doppelbelegung und voller Verpflegung. Natürlich gibt es auch Kabinen in höherpreisigen Kategorien, wie z.B. unseren beiden Eignersuiten für je knapp 15.000 Euro. Was mich persönlich verwundert hat ist, dass grade die teureren Kabinen als erstes ausgebucht waren. Ich bin lange davon ausgegangen, dass erst die günstigeren Kabinen gebucht werden, was aber absolut nicht so war.

Möchten Sie mehr über die Seniorenresidenz auf See erfahren? Infos gibts unter www.ted-cruises.de/

 

1 Antwort

  1. Was für ein schönes Projekt. Ich denke, das Interesse daran ist groß, denn auch ältere Menschen wollen Reisen machen. Das ist nicht immer möglich, aber dieser Weg ist eine gute Lösung.

  2. […] das deutschsprachige schwimmende Altersheim (ein Interview mit dem Initiator ist hier nachzulesen) tatsächlich realisiert werden kann und wird? Die kommenden Monate werden es zeigen. So […]

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