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“Mich regen respektlose Kreuzfahrer auf, die mit allem unzufrieden sind”

Harald Spilker, Autor des Buchs "Deck 3 - Unten Innen geht auch"

Heute im Sonntags-Interview: Harald Spilker, Autor von  “Deck 3 – Unten Innen geht auch”

Sie sind fas 300 Tage pro Jahr auf Schiffen unterwegs. Woher kommt Ihre Faszination für Schiffsreisen?

Harald Spilker: Das hat vor mehr als 30 Jahren angefangen – auf dem Amazonas. Ich hatte diese Reise gewonnen und war zusammen mit meiner Frau fast fünf Wochen auf einem kleinen Schiff unterwegs von Manaus bis nach Genua. Uns hat die Reiseform begeistert, dazu kam die Atmosphäre Südamerikas und der Karibik und nicht zuletzt das Kennenlernen vieler Menschen in fremden Ländern.

Wenn man während so vielen Jahren auf so vielen Schiffen unterwegs war, so gibt es wohl kaum noch ein Land, eine Region wo Sie noch nicht waren oder?

Wir haben tatsächlich die meisten Kreuzfahrt-Destinationen in der Welt kennengelernt, viele sogar wiederholt – wir waren auf allen Kontinenten und in allen Ozeanen unterwegs. Man kann aber ja nicht wirklich überall gewesen sein, immer wieder werden neue Häfen angeboten, auch heute noch. Uns fehlt die Antarktis und ich möchte noch den Macchu Picchu in Peru zu besuchen.

"Unten innen geht auch..." Erfahrungen aus 30 Jahren Kreuzfahrt von Harald Spilker

“Unten innen geht auch…” Erfahrungen aus 30 Jahren Kreuzfahrt von Harald Spilker

Sie haben kürzlich Ihr erstes Buch “Deck 3 – Unten Innen geht auch” veröffentlicht, in dem sie beschreiben, was Sie zusammen mit Ihrer Frau Birgit in über 30 Jahren auf den Schiffen erlebt haben? Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen?

Gleichgesinnte und die, die das werden wollen! Viele Kreuzfahrer werden sich hier und da wiedererkennen, Neulinge bekommen einen humorvollen Einblick in die klassische Form der Kreuzfahrtwelt, so wie sie vor dem Boom mit heutigen Megalinern erlebt werden konnte. Ich arbeite schon an einer Fortsetzung, in der die heutigen Erlebnisse auf aktuellen Schiffen im Vordergrund stehen.

In Ihrem Buch beschreiben Sie auch eine Begegnung mit Elton John.

Ja, das war eine Überraschung, abends in Sidney in einem abgelegenen Strandlokal. Er hatte zwei Konzerte in der Stadt und war mit der Bühnentruppe zum Abendessen dort, ganz inoffiziell und wohl auch privat. Ich habe mir ein Autogramm auf der Speiskarte geben lassen, er war ganz zugänglich und überhaupt nicht abgehoben – ein tolles Erlebnis.

Sie haben auf Ihren vielen Kreuzfahrten sicher viel Positives, aber auch manch wenig Erfreulicheres erlebt. Was waren Ihre Highlights auf den bisherigen Reisen?

Das ist ganz schwer zu sagen, wenn Sie mich morgen fragen, bekommen Sie wahrscheinlich eine andere Antwort. Aber von den Zielen her stehen Spitzbergens Eisfjorde, Sidney, Kapstadt und der Amazonas sicher ganz weit vorn. Es ist aber immer das Gesamterlebnis wichtig – Route, Gäste, Schiff, Essen und Erlebnisse müssen zusammenkommen, dann bleibt das im Gedächtnis.

Und was ist Ihnen negativ aufgefallen?

Mich regen zwei Dinge auf: Die zunehmende Aggressivität der Verkäufer in den Basaren im Orient und in Vorderasien – man hat fast keine Chance mehr, Waren in Ruhe anzuschauen ohne angemacht zu werden und auf den Schiffen eine wachsende Zahl vollkommen respektloser Gäste, die das Personal behandeln wie Leibeigene, diese mit DU anreden und mit allem unzufrieden sind.

Sie sind seit 1984 auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs. Was hat sich für Sie in diesen vielen Jahren auf den Schiffen verändert?

Ich habe den Eindruck, dass sich das Durchschnittsalter der Gäste nach unten bewegt, die Reisepreise sind gesunken und die „Exklusivität“ der Reiseform geht verloren – von wenigen positiven Ausnahmen bei bestimmten Reedereien abgesehen. Kreuzfahrtschiffe sind zu schwimmenden Hotels geworden, und das ist nicht nur negativ zu sehen – es gibt mehr Sicherheit, mehr Platz und mehr Abwechslung an Bord, leider aber auch oft weniger Kreuzfahrtatmosphäre.

Zurzeit bauen die Reedereien, immer grössere, immer gigantischere Schiffe, ja schon fast halbe Städte. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Viele Gäste erwarten irgendwann das Ende des Booms, das muss ja kommen. Ich denke nicht, dass die Megaschiffe das Problem sind, dazu ist das Interesse an Kreuzfahrten viel zu groß – fast alle Neueinsteiger kommen aus der Welt der Hotelurlaube. Ich sehe ein ganz anderes Problem: Den Reedereien werden irgendwann die neuen Ziele ausgehen. Schon jetzt sind die Großen auf festen Routen unterwegs, Vielfahrer finden schon fast keine Destinationen mehr, die Sie noch nicht angefahren haben.

Wohin wird Sie und Ihre Frau die nächste Kreuzfahrt führen?

Wir fahren jetzt im Oktober das östliche Mittelmeer, dann durch den Suezkanal über Dubai nach Asien und später zurück zu den Emiraten und von dort nach Indien. Rosenmontag landen wir dann nach vier Monaten wieder in Düsseldorf.

6 Antworten

  1. Kreuzfahrt Blog
  2. Guten Morgen gibt es diese Bücher auch als ebooks? Bitte die IBAN Nummern Danke Heidy

  3. Danke für interessanten Beitrag. Ich wünsche Dir weiter so interessant zu schreiben!

  4. Das Buch habe ich auf meinem Kindle. Echt gut geschrieben…verlangt nach me(e)hr. Wir werden im März unsere erste Kreuzfahrt, westliches Mittelmeer unternehmen.

  5. Kreuzfahrt Blog

    Hallo Simone. Herzlichen Dank für das Lob. Ich freue mich auf weitere Jahre mit tollen Beiträgen und vorallem Leserinnen und Lesern die diese Nachrichten, Interviews und Informationen schätzen und lesen

  6. Ich liebe mittlerweile diese Sonntags-Interviews hier auf diesem großartigen Blog!
    Das Lesen gehört schon zum Sonntags-Ritual! Danke für die Bereicherung in der Bloglandschaft! Und Gratulation zu 2 Jahren erfolgreichem Blog-Aufbau! Tolle Leistung!

    Und ja, lieber Herr Spilker! Einigen Ihrer Aussagen kann ich mich nur anschließen!-:)

    Noch weiter viel Erfolg und tolle Schiffsreisen!

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