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Die Cunard Queens sind etwas Besonderes, keine Bettenburgen

Ingo Thiel: Die Cunard Queens sind etwas Besonders, keine Bettenburgen

Heute im Sonntags-Interview: Ingo Thiel, Kreuzfahrt-Experte, Buchautor und Cunard Pressesprecher

Ingo Thiel: Sie gelten als ausgewiesener Kreuzfahrt-Experte und haben in den vergangenen Jahren schon unzählige Reisen mit Kreuzfahrtschiffen unternommen. Wie kam es zu Ihrer Liebe zur Kreuzfahrt?

Ich habe Meeresbiologie studiert, bin seit langem aktiver Wassersportler (Schwimmen, Wellenreiten, Kiten, SUP, Kajak/Kanu) und habe immer – nicht nur in den Ferien – möglichst viel Zeit am, im und auf dem Meer verbracht. Wir wohnen direkt am Wasser und  ich bin im Sommer ehrenamtlich Wasserretter (Lifeguard) an der Ostsee. Eigentlich war es da klar, dass ich bei meiner ersten beruflichen Erfahrung mit Kreuzfahrten bei AIDA 1996 auch sofort begeistert war.

Ihre ganz besondere Liebe gilt den drei Cunard-Königinnen Queen Elizabeth, Queen Victoria und Queen Mary 2. Sie waren schon über 50 x mit den Königinnen der Meere unterwegs. Was gefällt Ihnen speziell an den Cunard Schiffen?

Mich faszinieren vor allem die Historie und die gelebte Tradition dieser Reederei, die ja seit 176 Jahren nicht nur immer wieder die Kreuzfahrt, sondern auch die Weltgeschichte geprägt hat. Die Auswanderung von Europa nach Amerika ist zu großen Teilen mit Cunard-Schiffen geschehen, die Überlebenden der “Titanic” wurden von einem Cunard-Schiff (Carpathia) gerettet, im ersten und zweiten  Weltkrieg haben die Cunard-Schiffe als Truppentransporter entscheidende Rollen gespielt.

Und dann diese stilvolle Eleganz, sowohl der drei aktuellen Queens als auch beim Leben an Bord. Das ist eine Reminiszenz an die “Goldenen Zwanziger”, aber mit modernster Technik. Außerdem hatte ich die Ehre, die Taufe aller drei aktuellen Queens und dabei auch die britische Königin aus der Nähe zu erleben – das war ganz schön beeindruckend, so feierlich, so elegant und doch mit einem gewissen Understatement, das können nur die Briten.

Die Cunard Schiffe gelten für Aussenstehende noch immer etwas Besonderes, etwas Exklusives. Sie gelten auch eher für Kreuzfahrten der oberen Zehntausend. Falsch?

Besonders sind die Schiffe, exklusiv sicherlich nicht mehr. Die Kreuzfahrt an sich hat sich ja im vergangenen Jahrzehnt sehr gewandelt, heute findet man für jeden Geschmack etwas. Die Zeiten, als Kreuzfahrten nur etwas für die oberen Zehntausend waren, sind vorbei. Aber ein besonderes Erlebnis ist eine Kreuzfahrt mit Cunard sicher immer noch. Für die Atlantiküberquerung nach New York wurde nicht umsonst der Spruch geprägt “Once in a lifetime” – das ist etwas, was man erlebt haben sollte.

Sie schreiben nicht nur Reisebeiträge für Tageszeitungen und Magazine, sondern sind auch ein erfolgreicher Buch-Autor. So haben Sie zum 175 Jahre Jubiläum von Cunard ein Buch (175 Jahre Cunard Line – Die Geschichte der renommiertesten Passagierreederei der Welt ) über die Entstehung dieser faszinierenden Reederei geschrieben. Wie erklären Sie jemandem die Faszination und Anziehungskraft von Cunard, die nun schon seit so vielen Jahren unvermindert anhält?

Dieses Flair und diesen Stil an Bord findet man bei keiner anderen Reederei, so nobel und luxuriös deren Schiffe auch sein mögen. Cunard hat nicht nur Geschichte geschrieben, sondern auch die Kreuzfahrt entscheidend geprägt. Da gibt es viele sogenannte “firsts”, die Cunard eingeführt hat wie erstmals Elektrizität auf einem Schiff, Badezimmer auf allen Kabinen, Funk, Bibliothek, Kühlräume für Lebensmittel, Suiten, Swimming Pool, Elektrische Aufzüge, Fitnesscenter, die erste Weltreise nur mit einem Schiff(1922) und, und, und …..

Und dann muss man sich einfach die Queens anschauen, vor allem die Queen Mary 2, das sind halt noch richtige Schiffe und keine Bettenburgen – Fachleute wie shiplover sehen das sofort und andere Menschen merken das intuitiv.

Die absolute Königin unter den drei Königinnen ist zweifellos die Queen Mary 2, der Sie ein eigenes Buch gewidmet haben: Queen Mary 2 – Königin der Hamburger Herzen. 144 Seiten umfasst dieses Werk mit vielen, vielen Bildern. Wie schafft man es 144 Seiten über ein Schiff zu schreiben und wie erklären Sie sich die – für einen Aussenstehenden – schon fast unbeschreibliche Anziehungskraft der Queen Mary 2?

Allein die Geschichte, wie und wo es zum Bau kam, ist ja schon spannend: das ist das erste Cunard-Schiff, welches nicht in Großbritannien gebaut worden ist. Und dann ging der Auftrag auch noch zum alten Erzrivalen nach Frankreich – da gab es in England ziemlich viel Aufregung. Und was den Hamburg Hype angeht, das ist ja nun wirklich einmalig auf der Welt. Da hat sicherlich jeder von den Zehn- oder gar Hunderttausenden, die da stehen und gestanden haben, seinen ganz eigenen, persönlichen Grund. Beim ersten Mal 2004 wollten 400.000 Menschen das damals größte Schiff der Welt sehen. 2005 war pure Hysterie, 500.000 Menschen, die gefeiert haben, vielleicht nicht nur das Schiff, sondern auch sich selbst, das Leben, was auch immer – man musste damals einfach dabei sein. Und dann ist das eine Tradition geworden, man geht in Hamburg  Queen Mary empfangen und verabschieden.

Verleihung der Hamburger Hafenmedaille an Anja Tabarelli, Cunard Hamburg, und Ingo Thiel (ganz rechts) im für die Verdienste um die Kreuzfahrt und den Wirtschaftsstandort Hamburg

Verleihung der Hamburger Hafenmedaille an Anja Tabarelli, Cunard Hamburg, und Ingo Thiel (ganz rechts) im für die Verdienste um die Kreuzfahrt und den Wirtschaftsstandort Hamburg

Ich glaube, da werden auch viele Träume und Sehnsüchte geweckt, dieses „Einmal im Leben-Gefühl“, mit diesem Schiff über den Atlantik zu fahren. Wir haben das Schiff ja seit zwei Wochen zu Umbau Arbeiten im Dock bei Blohm & Voss hier in Hamburg und bei der Einfahrt ins Dock standen an den Landungsbrücken und am anderen Ufer der Elbe wieder mal Zehntausende und haben sich das angeschaut.   Da war das Schiff zum 56. Mal in Hamburg – das muss man sich mal vorstellen, solche Zuschauermassen wie die Queen Mary 2 gezogen hat und noch immer anzieht, erreichen andere Reedereien noch nicht mal mit Millionenaufwand bei Schiffstaufen.

Der Queen Mary 2 ist gleich noch ein zweites Buch gewidmet: Das Queen Mary 2 Kochbuch. Zusammen mit dem Queen Mary 2 Küchenchef, Klaus Kremer, haben Sie ein Buch mit 74 Gourmet-Rezepten geschrieben. Rezepte die man auch zu Hause nach kochen kann?

Ja, genau dies war Klaus und mir wichtig. Klaus hat alle Rezepte so gestaltet, dass man das auch in der eigenen Küche und ohne Profigeräte nachkochen kann. Das funktioniert, er hatte in mir eine prima Testperson. Ich hab wirklich alles zuhause ausprobiert und meine Frau und unsere Freunde waren begeistert – meine Frau wahrscheinlich vor allem, weil ich ziemlich oft am Herd stand. Es ist halt auch kein großer, teurer Bildband, denn man eh nicht eben den Herd legen mag und kann, sondern ein Praxis-Buch.

Letzte Frage: Was ist Ihr persönliches Kreuzfahrt-Highlight Ingo Thiel?

Mit den Cunard-Queens sicher die Atlantiküberquerung. Sechs Tage nur auf dem Meer, nur auf Wasser zu schauen, das beruhigt ungemein. Wenn man allein unterwegs ist, kann man prima reflektieren, planen, schreiben und ansonsten alle Annehmlichkeiten genießen. Zu zweit macht es noch mehr Spaß, weil man Zeit füreinander hat – ohne Ablenkungen, wenn man das möchte. Allerdings kann das bei manchen, die sich nicht mehr allzu viel zu sagen haben, zu persönlichen Katastrophen führen – habe ich alles schon an Bord mitbekommen. Aber, wenn man mit sich, der Welt und seinem Partner im Reinen ist, gibt es kaum eine bessere Kreuzfahrt. und dann zum Abschluss noch diese grandiose Einfahrt nach New York: wenn über Manhattan die Sonne aufgeht, geht wirklich ziemlich allen Passagieren auch das Herz auf.

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