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13 Jahre Kreuzfahrt-Erfahrung – mit Augenzwinkern «ein letztes Mal Gäste anschreien»

Sophie Behrendt, Autorin von «Tschüss Ihr Koffer» hat 13 Jahre auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet

Heute im Sonntags Interview: Sophie Behrendt, Autorin «Tschüss Ihr Koffer»

„Tschüss Ihr Koffer: 13 Jahre Kreuzfahrt – Ich hör dann mal auf“ heisst Ihr Buch. Was muss und darf sich die Leserinnen und Leser darunter vorstellen?

Sophie Behrendt: Im Buch geht es  tatsächlich um meinen allerletzten Einsatz an Bord. Darin verabschiede ich mich von Gästen, Crew und all den Erlebnissen der letzten 13 Jahre und ziehe quasi einen Schlussstrich unter das Kapitel “Kreuzfahrt”. Es ist heute eher ungewöhnlich, dass Crewmitglieder, gerade aus dem Hotel- oder Entertainment Bereich, über einen so langen Zeitraum an Bord der Schiffe arbeiten. Die meisten Kollegen wechseln nach zwei bis drei Jahren wieder in ein Hotel an Land, haben dafür aber ihren Lebenslauf mit Kreuzfahrterfahrung aufgepeppt. Zu dem Zeitpunkt, als ich aufhörte, kannte ich niemanden, der ebenfalls so lange zur See gefahren war, bis auf den Kapitän. Es sind also eine Menge Geschichten zusammen gekommen, die ich dem Leser erzähle, während ich einem neuen Kollegen das Bordleben erkläre.

Sie haben 13 Jahre als Crew-Mitglied auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet, zuletzt als Entertainment-Managerin. Auf welchen Schiffen waren Sie tätig und welches waren Ihre Erfahrungen als Crew-Mitglied? 

Um welche Schiffe genau es geht, wird auch im Buch mit Absicht nicht verraten. Über einige Details der Geschichten würde sich die Reederei sicherlich nicht freuen, wenn Sie verstehen, was ich meine.  Aber grundsätzlich habe ich auf Hochseeschiffen mit Kapazitäten von 1200 bis 2600 Gästen gearbeitet mit weltweiten Fahrgebieten. Als Crewmitglied lernt man unwahrscheinlich schnell viele Leute kennen, sei es innerhalb der Crew als auch bei den Gästen. Das Besondere ist die unkomplizierte Art und Weise, miteinander umzugehen – auf engstem Raum sind bis zu 30 Nationen von Crew und Gästen für einige Zeit untergebracht und alle wollen nur das eine: einen schönen Urlaub bescheren oder einen schönen Urlaub haben. Reibungspunkte gibt es also so gut wie keine und die Stimmung an Bord ist daher grundsätzlich super.

Können Sie einem jungen Menschen der auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten möchte, diesen Job empfehlen? 

Auf jeden Fall! Es ist eine großartige Erfahrung. Man kann nahezu die ganze Welt bereisen und bekommt das auch noch bezahlt. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass man über Monate eine Siebentagewoche hat, sich auch in seiner Freizeit an gewisse Vorschriften halten muss und auf engstem Raum mit Kollegen aus der ganzen Welt zusammen arbeitet und vor allem auch lebt. Durch die Enge und den Kontakt rund um die Uhr können engste Freundschaften entstehen. Wenn man sich darauf einlassen kann. Für Menschen, die gern mal allein sind und ihre Ruhe brauchen, ist der Job nichts. Wenn man Lust auf den Job hat, ist jetzt übrigens der beste Zeitpunkt! Niemals waren die Chancen besser, Jobs an Bord eines Kreuzfahrtschiffes zu bekommen. Reedereien suchen weltweit nach Crew, es gibt kaum genug Nachwuchs, neue Kreuzfahrtschiffe sprießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Die entsprechende Qualifikation sollte man schon mitbringen, Aufstiegschancen in höhere Dienstgrade an Bord sind nicht auszuschließen. Die Reedereien heutzutage sind froh, wenn eine Crew über Jahre regelmäßig einsetzbar ist.  Man sollte allerdings genauestens die Verträge studieren und schauen, wo und wie man zum Beispiel abgesichert ist oder auch nicht, hier gibt es immense Unterschiede.

In Ihrem Buch liest man, dass Kreuzfahrt-Gäste skurrile Fragen wie “Wieso haben Innenkabinen kein Fenster?” oder “Muss ich das Schiff verlassen, um an einem Ausflug teilzunehmen?” gestellt haben. Gibt es solche Fragen tatsächlich? 

Alle Fragen, die im Buch stehen, wurden auch tatsächlich so von den Gästen gestellt. Ja, es gibt diese Fragen also tatsächlich! Einige sind sicherlich auch nur missverständlich formuliert worden und am Ende kam heraus, dass der Gast eigentlich was völlig anderes wissen wollte. Ich hoffe, dass die Gäste merken, dass wir mit ihnen lachen, nicht über sie.

«Ein letztes Mal Gäste anschreien», heißt eines der Kapitel in Ihrem Buch «Tschüss Ihr Koffer». Klingt ja nicht gerade nett…

Sophie Berendt: Ja, da haben Sie Recht. Wenn man das Kapitel dann aber liest, klärt sich ziemlich schnell auf, worum es eigentlich geht und dass, wie im ganzen Buch, meine Erzählungen mit einem Augenzwinkern zu nehmen sind. Mit einem Megaphon bewaffnet bei der Seenotrettungsübung bis zu 300 Gästen Anweisungen für den Notfall zu geben und eine Musterung durchzuführen lässt schnell den Eindruck entstehen, dass wir unsere Gäste anschreien. Das liegt wohl aber eher am blechernen Klang der Megaphone als an unseren Anweisungen. Natürlich ist die eine oder andere Formulierung im Buch auch etwas frech, aber am Ende habe ich meinen Job und die Gäste, die ja dazu gehören, sehr geliebt. Sonst hätte ich das keine 13 Jahre gemacht.

Sie sollen – so liest man im Buch – versucht haben Inuits auf Grönland vor Kreuzfahrern zu beschützen?

Ja, sozusagen. Das war wirklich ein unglaubliches Szenario. Als unsere Gäste die Inuits an Bord gesehen haben, sind sie schier ausgeflippt. So was hatte ich tatsächlich noch nicht gesehen. Die Gäste sind auf die armen Inuits gestürzt, als wäre Michael Jackson persönlich an Bord gekommen. Ich wurde, in Begleitung der Inuits, ziemlich unsanft zur Seite geschubst. Ein Blitzlichtgewitter jagte das nächste und die Inuits wurden extrem belagert und bedrängt, ihre Kinder wurden betätschelt. Da musste ich sie tatsächlich vor unseren Kreuzfahrern retten!

Herausgegeben wir Ihr Buch vom Marco Ströhlein, der mit «Innenkabine mit Balkon» einen Kreuzfahrt-Bestseller gelandet hat. Marco Ströhlein ist auch Mitautor und hat eigene Geschichten zum Buch beigetragen. Damit ist der   Einzug in die Buch Hitlisten wohl sicher? 

“Tschüss Ihr Koffer” ist sozusagen der Nachfolger von “Innenkabine mit Balkon” , wenn auch der Inhalt ein komplett anderer ist. Das Buch ist eher als Art Biographie aufgebaut und aus meiner Sicht geschrieben. Ich bin sehr froh, dass ich Marco Ströhlein als Herausgeber überzeugen konnte. Durch ihn gewinnt das Buch natürlich an Bekanntheitsgrad und hat sich bereits sehr gut in den Bücherhitlisten etabliert, so dass wir nach kürzester Zeit schon eine zweite Auflage drucken mussten.  Zudem hat Marco als Moderator und Stand up-Comedian natürlich ein Gespür für Wortwitz und Formulierungen, die den Inhalt des Buches aufgepeppt haben.

Abschließende Frage: Was ist Ihr persönliches Kreuzfahrt Highlight?

Definitiv das Einlaufen im Hafen von New York – am liebsten mit einer heißen Tasse Kakao früh morgens zum Sonnenaufgang an der Reling mit passender Musik.

Das Buch – und viele weitere Goodies für Kreuzfahrt-Fans – kann direkt bei http://kreuzfahrt-fanshop.de/ bestellt werden. Aktuell gibt es, wenn Du über den Fanshop bestellst ein Schlüsselbund gratis dazu.

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