Gestern Samstag, 2. August, erreichte der Kreuzfahrttourismus in Palma de Mallorca einen neuen Höhepunkt. Gleich vier Kreuzfahrtschiffe legten an diesem Tag im Hafen an: die Aida Cosma, Marella Voyager, MSC Virtuosa und Seabourn Ovation. Zusammen brachten sie über 15 000 Passagiere in die Balearenhauptstadt. Dieses Aufkommen überschritt die im Jahr 2022 zwischen der Balearenregierung und dem internationalen Kreuzfahrtverband CLIA vereinbarten Obergrenzen deutlich.
Vereinbarte Grenzen und tatsächliche Situation in Palma de Mallorca
Die Absprache von 2022 sieht vor, dass maximal drei Schiffe mit jeweils mehr als 500 Passagieren pro Tag in Palma anlegen dürfen. Zudem darf nur eines dieser Schiffe eine Kapazität von über 5000 Betten haben. Am besagten Samstag legten jedoch zwei Megaliner an: Die Aida Cosma mit rund 5’464 Betten und die MSC Virtuosa mit Platz für mehr als 4’842 Passagieren (bei Doppelbelegungen). Die Marella Voyager mit knapp 1’912 Betten überschritt ebenfalls die Grenze. Lediglich die Seabourn Ovation blieb mit 604 Gästen darunter.
Durch die hohe Zahl an Kreuzfahrttouristinnen und Kreuzfahrttouristen füllten sich die engen Gassen der Altstadt, Cafés und Geschäfte waren gut besucht, und vor der Kathedrale bildeten sich lange Besucherschlangen. Die Aida Cosma und die Marella Voyager nutzten Palma als Basishafen, was bedeutet, dass viele Passagiere per Flugzeug an- oder abreisten und teilweise Hotelübernachtungen auf der Insel hatten. Dadurch haben viele dieser Passagiere die Stadt nicht besucht, also nicht zu einem “Touristenansturm” geführt.
Wöchentliche Durchschnittswerte und Kritik
Der Kreuzfahrtverband CLIA betont, dass der wöchentliche Durchschnitt der Passagierzahlen, eine weitere Vorgabe der Vereinbarung, nicht überschritten wurde. Aktuell liegt der Durchschnitt bei etwa 4000 Gästen pro Tag. Dennoch wurde die Tageshöchstgrenze erstmals seit Inkrafttreten des Abkommens nicht eingehalten.
Die sozialdemokratische Partei PSIB kritisierte die Balearenregierung scharf. Sie wirft ihr vor, das Abkommen zur Begrenzung des Kreuzfahrttourismus nicht ernst zu nehmen und die Interessen der Kreuzfahrtindustrie über jene der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner zu stellen. Die Vereinbarung von 2022 besitzt keinen bindenden rechtlichen Charakter, sondern ist eine politische Absichtserklärung. Verstösse bleiben daher ohne Konsequenzen.
Ausblick auf den Kreuzfahrtsommer
Im August sind insgesamt 60 Kreuzfahrtanläufe in Palma geplant, was kaum weniger ist als im gleichen Monat des Vorjahres. Für viele Anwohnende dürfte der Tag mit vier Kreuzfahrtschiffen im Hafen wie eine Rückkehr zu den Zeiten des Massentourismus wirken, der vor der Pandemie bereits für Diskussionen sorgte.
Mediale Reaktionen und unterschiedliche Eindrücke
Mallorquinische Medien berichteten ausführlich über die Situation. Die Zeitung Diario de Mallorca titelte, dass Palma die Kreuzfahrtschiff-Limits mit vier Schiffen und mehr als 14’000 Passagieren überschritten habe. Ähnliche Schlagzeilen erschienen bei Ultima Hora und Crónica Balear. Diese Berichte führten auf den Facebook-Seiten der Nachrichtenseiten zu zahlreichen kritischen Kommentaren.
Gleichzeitig berichtete Mallorca Revue von einem entspannten Eindruck in der Stadt. Bei einem Rundgang zur Mittagszeit wurden keine überfüllten Touristenmassen festgestellt. Die Eindrücke dokumentierte Mallorca Revue auf Facebook und betonte, dass die Situation trotz der Schlagzeilen ruhig geblieben sei.
Die Situation am 2. August zeigt die Herausforderungen bei der Steuerung des Kreuzfahrttourismus auf Mallorca. Die vereinbarten Obergrenzen werden an einzelnen Tagen überschritten, ohne dass dies rechtliche Folgen nach sich zieht. Die Balance zwischen touristischen Interessen und dem Wohl der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner bleibt ein zentrales Thema für die kommenden Monate. Eine klare und verbindliche Regelung könnte dazu beitragen, die Belastung für Palma besser zu steuern und eine nachhaltige Entwicklung des Kreuzfahrttourismus zu fördern.
Kommentar zur Kreuzfahrt Situation auf Mallorca
Die Debatte um die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe auf Mallorca zeigt deutlich die komplexen Herausforderungen, die mit dem modernen Kreuzfahrttourismus verbunden sind. Die Situation am 2. August, als gleich vier Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig im Hafen von Palma anlegten und damit die vereinbarten Obergrenzen überschritten wurden, verdeutlicht die Spannungen zwischen wirtschaftlichen Interessen und den Bedürfnissen der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner.
Die im Jahr 2022 getroffene Vereinbarung zwischen der Balearenregierung und dem Kreuzfahrtverband CLIA stellt einen wichtigen Schritt dar, um den Kreuzfahrttourismus auf Mallorca besser zu regulieren. Die Begrenzung auf maximal drei Schiffe mit mehr als 500 Passagieren pro Tag sowie die Beschränkung auf nur ein Schiff mit über 5’000 Betten pro Tag sollen eine Überlastung der Stadt verhindern und gleichzeitig den touristischen Nutzen erhalten. Dass diese Grenzen an einzelnen Tagen nicht eingehalten werden, zeigt jedoch, dass es an verbindlichen Regelungen und Kontrollen fehlt.
Ein zentrales Problem ist, dass die Vereinbarung bislang nur eine politische Absichtserklärung ohne rechtliche Bindung ist. Ohne klare Sanktionen bei Verstössen fehlt die Durchsetzungskraft, die nötig wäre, um die Belastung für Palma nachhaltig zu reduzieren. Die Kritik der sozialdemokratischen Partei PSIB an der Balearenregierung weist darauf hin, dass die Interessen der Kreuzfahrtindustrie häufig Vorrang vor dem Wohl der Bevölkerung haben. Dies führt zu einer wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die sich durch volle Altstadtgassen, überfüllte Cafés und lange Warteschlangen vor Sehenswürdigkeiten bemerkbar macht.
Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass der Kreuzfahrtverband CLIA darauf hinweist, dass der wöchentliche Durchschnitt der Passagierzahlen nicht überschritten wurde. Dies zeigt, dass die Belastung über die Woche gesehen möglicherweise noch im Rahmen bleibt, auch wenn es an einzelnen Tagen zu Spitzen kommt. Dennoch können gerade diese Spitzenbelastungen die Lebensqualität in der Stadt stark beeinträchtigen und sollten daher nicht unterschätzt werden.
Die Situation verdeutlicht auch die Notwendigkeit einer ganzheitlichen und nachhaltigen Tourismusplanung. Mallorca als beliebtes Reiseziel steht vor der Herausforderung, den wirtschaftlichen Nutzen des Kreuzfahrttourismus mit den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung in Einklang zu bringen. Eine verbindliche Regelung mit klaren Obergrenzen, die auch rechtlich durchsetzbar sind, könnte helfen, die Belastungen zu steuern und die Lebensqualität in Palma zu erhalten.
Darüber hinaus könnten alternative Konzepte wie die Förderung von kleineren Schiffen, die Entwicklung neuer Anlaufhäfen auf der Insel oder die Verlagerung von An- und Abreisetagen dazu beitragen, die Spitzenbelastungen zu reduzieren. Auch die Einbindung der Bevölkerung in Entscheidungsprozesse und eine transparente Kommunikation sind wichtige Schritte, um Akzeptanz zu schaffen und Konflikte zu minimieren.
Abschliessend zeigt die Kreuzfahrtschiff-Debatte auf Mallorca, dass eine Balance zwischen touristischer Entwicklung und Lebensqualität nur durch klare, verbindliche und nachhaltige Regelungen erreicht werden kann. Die Erfahrungen der letzten Jahre sollten als Anlass genommen werden, die bestehenden Vereinbarungen zu überarbeiten und an die aktuellen Herausforderungen anzupassen. Nur so kann Mallorca langfristig ein attraktives Reiseziel bleiben, das sowohl Gästen als auch Bewohnerinnen und Bewohnern gerecht wird.