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Piratenangriffe auf Schiffe gestiegen – besonders gefährlich ist Golf von Guinea

Die Zahl der Piratenangriffe auf Schiffe hat sich 2020 verstärkt (Foto GimpWorkshop from Pixabay)

Die Zahlen des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB), einer Organisationseinheit der Internationalen Handelskammer (ICC), belegen für das Jahr 2020 einen Anstieg von Piraterieangriffen und bewaffneten Raubüberfällen. Im Vergleich zum Jahr 2019 mit 162 Piratenangriffen, stieg die Zahl 2020 auf 195. Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verband Deutscher Reeder (VDR) erklärt zu den neu veröffentlichten Jahreszahlen zur Piraterie in 2020: „Die neuen Zahlen sind insbesondere im Blick auf Westafrika besorgniserregend. Die Europäische Union muss alles in ihrer Macht Stehende tun, um dieses Problem mit den Anrainerstaaten zu lösen. Wir steuern sonst geradewegs auf eine für die deutsche und internationale Schifffahrt dramatische Situation zu wie seinerzeit am Horn von Afrika.”

Das IMB Piracy Reporting Centre (PRC) vermeldet, dass drei Schiffe gekapert und 11 Schiffe beschossen, 20 Angriffsversuche erfolgreich abgewehrt und 161 Schiffe geentert wurden. Der Anstieg wird auf eine Zunahme von Piraterieangriffen im Golf von Guinea sowie auf eine wachsende Anzahl bewaffneter Raubüberfälle in der Straße von Singapur zurückgeführt.

2020 wurden 135 Besatzungsmitglieder von ihren Schiffen entführt

Weltweit wurden im vergangenen Jahr 135 Besatzungsmitglieder von ihren Schiffen entführt, wobei der Golf von Guinea für über 95 Prozent der entführten Besatzungsmitglieder verantwortlich ist. Damit erreichen in der Region die insgesamt 130 Entführungen, die sich auf 22 separate Vorfällen verteilten, einen Rekordwert. Seit 2019 hat der Golf von Guinea einen noch nie dagewesenen Anstieg der Anzahl von Entführungen mehrerer Besatzungsmitglieder erlebt. Allein im letzten Quartal 2019 wurden im Golf von Guinea 39 Besatzungsmitglieder bei zwei Piratenüberfällen entführt.

Die Piratenangriffe im Golf von Guinea sind besonders gefährlich, da über 80 Prozent der Angreifer bewaffnet waren, so die neuesten IMB-Zahlen. Alle drei Schiffsentführungen und neun der 11 Schiffe, auf die im Jahr 2020 geschossen wurde, betrafen diese Region. Bei 25 Prozent der Schiffsüberfälle im Golf von Guinea wurden Besatzungsentführungen gemeldet – mehr als in jeder anderen Region der Welt. Bei Entführungen wird die Besatzung häufig von ihrem Schiff an Land gebracht, wo über ihre Freilassung verhandelt wird. Die am weitesten entfernte Entführung von Besatzungsmitgliedern im Jahr 2020 ereignete sich laut IMB fast 200 Seemeilen vom der Küste entfernt, der Durchschnitt liegt bei 60 Seemeilen.

Piraten im Golf von Guinea

“Die neuesten Statistiken bestätigen die gestiegenen Fähigkeiten der Piraten im Golf von Guinea, wobei immer mehr Angriffe weiter von der Küste entfernt stattfinden. Dies ist ein besorgniserregender Trend, der nur durch verstärkten Informationsaustausch und Koordination zwischen Schiffen, Melde- und Reaktionsbehörden in der Region des Golfs von Guinea gelöst werden kann. Trotz des prompten Handelns der Marineeinheiten der Region besteht nach wie vor dringender Handlungsbedarf bei der Bekämpfung dieses Verbrechens, das sich weiterhin direkt auf die Sicherheit unschuldiger Seeleute auswirkt”, so Michael Howlett, Direktor des ICC International Maritime Bureau.

Vor diesem Hintergrund rät das IMB Schiffen in der Region, mindestens 250 Seemeilen von der Küste entfernt zu bleiben, bzw. beim Frachtbetrieb, sich einen sicheren Liegeplatz oder Ankerplatz zu suchen.

23 Vorkomnisse in der Meerenge von Singapur

Der Anstieg der Vorfälle auf Schiffe, die in der Straße von Singapur unterwegs sind, hat sich seit dem vierten Quartal 2019 fortgesetzt, 2020 wurden 23 Vorkommnisse gemeldet. Bei 22 der 23 Vorfälle wurden die Schiffe geentert. Obwohl sie als geringfügig eingestuft werden – d. h. auf einen bewaffneten Diebstahl vom Schiff abzielen – und in der Regel in der Dunkelheit stattfinden, wurde dabei ein Besatzungsmitglied verletzt, ein weiteres als Geisel genommen und zwei bedroht wurden. Bei mindestens 14 Vorfällen wurde von Messern berichtet.

Indonesien : Die Berichte über bewaffnete Raubüberfälle in Indonesien blieben mit 26 gemeldeten geringfügigen Vorfällen im Jahr 2020 konstant, im Vergleich zu 25 im Jahr 2019. Schiffe werden weiterhin geentert, während sie in indonesischen Häfen ankern oder liegen, wobei 2020 zwei Besatzungsmitglieder als Geiseln genommen und zwei bedroht wurden. Die anhaltenden Bemühungen der indonesischen Seepolizei – so das IMB – seien dafür verantwortlich, dass die Zahl der gemeldeten Vorfälle weiterhin rückläufig ist.

Keine Zwischenfälle in Somalia, Wachsamkeit weiter notwendig

Das IMB PRC verzeichnete im Jahr 2020 für Somalia keinen Piratenangriff oder bewaffnete Raubüberfall. Gleichwohl warnt das IMB PRC, dass die Piraten in Somalia weiterhin die Fähigkeit besitzen, Angriffe im Somalibecken und im Indischen Ozean durchzuführen. Der Bericht warnt insbesondere, dass “Kapitäne und Besatzung wachsam und vorsichtig bleiben müssen, wenn sie diese Gewässer durchqueren.”

Das IMB ermutigt weiterhin Schiffskapitäne und Eigner, alle tatsächlichen, versuchten und vermuteten Vorfälle von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen weltweit an das IMB PRC zu melden. Dieser erste Schritt in der Reaktionskette ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Behörden angemessene Ressourcen zur Bekämpfung der Piraterie bereitstellen. Transparente Statistiken von einer unabhängigen, nicht-politischen, internationalen Organisation können als Katalysator wirken, um dieses Ziel zu erreichen.

Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verband Deutscher Reeder (VDR) erklärt zu den neu veröffentlichten Jahreszahlen zur Piraterie in 2020: „Die neuen Zahlen sind insbesondere im Blick auf Westafrika besorgniserregend. Wir beobachten nun schon seit mehreren Jahren, dass sich die Situation im Golf von Guinea verschärft. Diese Region ist inzwischen zum Hotspot der Piraterie weltweit geworden. Hier werden beinahe regelmäßig Schiffe überfallen, darunter auch deutsche, Seeleute von Bord entführt und über Wochen als Geisel gehalten werden – ein unhaltbarer Zustand. Die Schifffahrt verlangt von den Anrainerstaaten schon seit langem, unbedingt mehr zu tun, um die Piraterie in ihren Gewässern nachhaltig zu bekämpfen. Doch offenbar sind diese Länder dazu de facto nicht willens oder in der Lage. Wir fordern deshalb, dass es zukünftig ähnlich wie vor Somalia ein stets aktuelles und valides Lagebild für die Seeschifffahrt gibt, um Risiken besser einschätzen zu können. Zudem muss die Europäische Union alles in ihrer Macht Stehende tun, um dieses Problem mit den Anrainerstaaten zu lösen. Wir steuern sonst geradewegs auf eine für die deutsche und internationale Schifffahrt dramatische Situation zu wie seinerzeit am Horn von Afrika.”

Zum IMB : Die vom IMB gegründete Meldestelle für Piraterie des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB Piracy Reporting Centre) ist 24 Stunden am Tag erreichbar. Sie stellt der Schifffahrtsindustrie, den Regierungen und Behörden zeitnahe und transparente Daten über bewaffnete Raubüberfälle zur Verfügung, die ihr von Kapitänen und Reedern direkt gemeldet werden. Aktuelle Angriffe sind auch auf der IMB Piracy Live Map vermerkt: www.icc-ccs.org/piracy-reporting-centre/live-piracy-map

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