Mit der Mein Schiff 3 in die Heimat von Harry Potter, Miss Marple und James Bond

Das Vereinigte Königreich kennen wir alle von der verstorbenen Queen Elizabeth II, den Erzählungen über Harry Potter, den Kino-Streifen mit James Bond 007 und den romantischen und skurrilen Geschichten von Rosamunde Pilcher und Miss Marple. Auf den Spuren dieser Helden und Persönlichkeiten waren die Passagiere der Mein Schiff 3 auf einer 11-tägigen Kreuzfahrt rund um das Königreich unterwegs.

Sie erlebten dabei England, Schottland und Nordirland wie man es vom Hörensagen kennt, aber auch aus anderen Perspektiven. Ein England mit Linksverkehr, mit Pfund statt Euro oder Franken, mit Meilen statt Kilometern, aber vor allem mit viel, viel spannender historischer Geschichte.

Von Hans Stieger, Kreuzfahrt Blog

Ursprünglich war ein Halt in Dublin vorgesehen. Dieser wurde von der Reederei gecancelt. TUI Cruises dazu: „Hintergrund ist, dass infolge des Brexits und des damit zunehmenden Warenverkehrs alle Liegeplätze für Frachtschiffe benötigt werden. Kreuzfahrtschiffe unserer Größe dürfen bis auf Weiteres leider nicht mehr festmachen.“ Als Ersatz wurde Dover angefahren.

Schock am Terminal in Bremerhaven

So richtig Vorfreude auf die Kreuzfahrt wollte diesmal bei mir nicht aufkommen. Da war zum einen noch immer Corona, das über allem schwebte. Dann aber auch die vielen Streichungen und Verschiebungen von Flügen und das Problem mit Tausenden verlorenen, vermissten Koffern. Aber: Und dafür gebührt Lufthansa ein Kränzchen. Unerwartet hat alles tadellos funktioniert. Der Abflug ab Zürich war zwar nicht pünktlich, aber ok und auch in München verlief das Umsteigen problemlos. Und siehe da: In Bremerhaven waren die beiden Koffer gleich als erste auf dem Förderband zu sehen. Die Ferien auf der Mein Schiff 3 konnten somit beginnen. Auch der Transfer lief problemlos, bis es dann zu einer Schrecksekunde am Terminal in Bremerhaven kam. Hunderte von Mein Schiff 3 Passagieren warten auf das Check-In. Die Menschenschlange war sicher 100 Meter lang. Und tatsächlich: Unsere TUI Cruises Begleiterin im Bus musste die Passagiere darauf hinweisen, dass sie sich am Schluss der Schlange anstellen müssten. Mit Ausnahme der Suiten Passagiere. Zum Glück hatte ich eine Junior Suite gebucht und konnte direkt zum Check-In, sehr zum Ärger der wahrscheinlich schon lange wartenden „normalen“ Passagiere.

Aktuell lockern immer mehr Reedereien ihre Corona-Vorschriften, so auch TUI Cruises. Aktuell schreibt die Reederei allerdings noch immer Impfungen vor. An Bord wird das Tragen der Maske empfohlen, aber nicht vorgeschrieben. Auf unserer Reise halten sich erstaunlich viele Leute daran.

Engländern ist es verboten im Pub betrunken zu sein

Für mich immer ein Muss ist der Besuch der Lektoren-Vorträge, so auch auf der Mein Schiff 3. Mit viel Charme, Humor und Wissen berichtete Lektorin Sarah Debusmann täglich in zwei Vorträgen über Land, Menschen und Geschichte des Vereinigten Königreiches. Im ersten Vortrag erzählte sie beispielsweise, dass es gesetzlich in England verboten sei, in Pubs betrunken zu sein (!). Ausserdem verbiete es – ernsthaft – ein jahrhundertealtes Gesetz mit Kanonen auf Wohnhäuser zu schiessen. Die Briten seien, so die Lektorin, äusserst höflich, diskret und würden ihre Queen und Pubs lieben. Briten sei ein geordnetes in der Reihe Anstehen, Cricket, Rugby und Fussball wichtig, genauso wie Schlammschnorcheln und Sumpffussball.

Nach einem Seetag erreicht die Mein Schiff 3 ihr erstes Ziel, den nach Piräus zweitgrössten Hafen Europas, Dover. Täglich werden in Dover 400 bis 500 Schiffe abgefertigt. 14 Millionen Reisende werden jährlich in Dover registriert. Im Admiralty Pier werden bis zu drei Kreuzfahrtschiffe abgefertigt.

Von Dover aus wären Ausflüge nach London perfekt, da wir diesen aber ab Southampton gebucht haben, besuchen wir die malerische Altstadt von Canterbury. Die Stadt gilt als eine der schönsten in der Grafschaft Kent und ist ein bedeutender Wallfahrtsort. Die altehrwürdige Kathedrale von Canterbury beeindruckt durch ihre schiere Grösse mit 160 Metern Länge und die filigranen, mittelalterlichen Rundglasfenstern jährlich bis zu 900‘000 Besucherinnen und Besuchern. Die Kathedrale gilt als Meisterwerk der Romantik und Gotik und zählt seit 1988 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Mit einem Besuch im kleinen Seebad Deal endet der Ausflug auch schon und zurück geht es auf die Mein Schiff 3.

Londons Highlight an einem Tag

Ein eigentlich unmöglicher Ausflug steht am 4. Tag der Kreuzfahrt auf dem Programm. Von Southampton aus geht es in die Hauptstadt Londons, deren Sehenswürdigkeiten wir an Land, vom Wasser und sogar aus der Luft entdecken wollen. Und das an einem Tag. Natürlich sehen wir nicht alle Sehenswürdigkeiten, aber immerhin entdecken wir vom Bus aus die wichtigsten Highlights (Buckingham Palace ist für Busse neuerdings gesperrt).

Das London Eye bietet in 32 bodentief verglasten Gondeln (für max. 28 Personen) eine herrliche Rundumsicht auf Englands Hauptstadt. Die 2000 eröffnete Attraktion war bis 2006 das höchste Riesenrad der Welt. Seit 2021 ist das Ain Dubai mit beachtlichen 260 Metern das höchste Riesenrad der Welt. Und nach dem Blick aus 135 Metern Höhe auf London mit Big Ben und dem House of Parlaments geht es noch per Boot zum Tower of London und der Tower Bridge. 10 Stunden London, davon 6 Stunden An- und Rückreise zur Mein Schiff 3, mit vielen tollen Eindrücken.

Übrigens: Von Southampton aus startete die Titanic 1912 zu ihrer Jungfernfahrt, die tragisch endete.

Titanic Museum – Die Geschichte des berühmtesten Kreuzfahrtschiffs der Welt

Nach einem weiteren Seetag trifft die Mein Schiff 3 in der nordirischen Hauptstadt Belfast ein. Nach einer Stadtbesichtigung auf eigene Faust steht ein Besuch im Titanic Museum auf dem Programm. Schon lange bevor die Titanic zu ihrer unheilvollen Jungfernfahrt

in See gestochen ist, begann ihre faszinierende Geschichte im heutigen Titanic Ouarter Belfasts. Hier wurde die eigentlich unsinkbare Titanic designt und gebaut. Vor zehn Jahren wurde das Titanic Museum, dessen Äusseres an ein Schiff erinnert, eröffnet. Die weltweit größte Titanic-Ausstellung informiert mithilfe audiovisueller Medien über den Mythos. Ein etwa 20 m hohes Atrium mit Stahlplatten im Industriecharme, vielerlei Archivmaterial und spannende Zeitzeugenberichte, beispielsweise von Werftarbeitern, erwarten Besucherinnen und Besucher ebenso wie ein virtueller, unvergesslicher Spaziergang durch den Maschinenraum der Titanic. Die 12‘000 m2 Ausstellungsfläche wurden 2019 von 828‘000 Titanic-Fans besucht.

1‘000-jährige Geschichte von Edinburgh Castle

Greenock ist die nächste Station der Mein Schiff 3. Von hier steht ein Ausflug nach Edinburgh auf meinem Reiseplan. Edinburgh ist eigentlich eine sehr schöne und entdeckenswerte Stadt. Der Besuch wird allerdings durch vielen Müll getrübt. Seit Tagen streiken die Müllmänner und so liegen überall Dreck, Essensreste, Plastik, Papiertüten und vieles mehr rum. Kein schöner Anblick.

Hoch über der Stadt thront Edinburgh Castle, dessen Geschichte über 1‘000 Jahre alt und eng mit dem Schicksal der schottischen Nation verbunden ist. Im Schloss sind der Stone of Destiny (Krönungsstein) und die Kronjuwelen der Königin bzw. natürlich jetzt des Königs, zu bewundern.

Statt zum sagenumwobenen Loch Ness, zum faszinierenden Dunrobin Castle

Nach einem weiteren Seetag legt die Mein Schiff 3 im kleinen Küstenort Invergordon an. Von hier könnte man das weltberühmte Loch Ness besuchen. Wir belassen es allerdings bei einem Vortrag der Lektorin, die erklärt, dass Loch Ness der zweitgrößte See Schottlands ist. Loch Ness ist bis zu 230 Meter tief, 37 Kilometer lang, 1.5 Kilometer breit und verfügt über eine Wasseroberfläche von 56,4 km2. Nessi hat sich trotz intensivster Bemühungen nach wie vor sämtlichen Sichtungen entzogen und ist und bleibt eine Legende. Erste Zeugnisse über Nessie datieren aus dem Jahr 565 nach Christus, als der irische Mönch Columba Nessie entdeckt haben soll. 1933 berichteten Mr. und Mrs. Mackay von einem Tier mit zwei dunkeln Buckeln, die sich im Wasser bewegt hätten. Monsterjäger aus der ganzen Welt fuhren daraufhin zum Loch Ness und so gab es im gleichen Jahr 20 weitere, angebliche Sichtungen. Dass Nessie aber nur eine Legende ist, dafür spricht laut Lektorin, dass das Wasser zu kalt ist für Reptilien. Säugetiere müssten regelmässig an die Oberfläche zum Atmen kommen und der See biete zu wenig Nahrung für ein so grosses Tier. Und, so fragte Lektorin Sarah Debusmann, wie soll es sich allein fortpflanzen? Für Nessie Liebhaber und Fans sind das alles aber keine Beweise, dass Nessie nicht existiert.

Mein Ausflug führte aber – wie erwähnt – nicht zu Nessie, sondern zu Dunrobin Castle. Das imposante Anwesen verfügt über viele Zimmer voller antiker Möbel und wertvoller Kunstwerke. Antike Roben, Uniformen und Waffen der einstigen Herzoge und Grafen, versetzen Besucherinnen und Besucher in eine längst vergangen geglaubte Zeit. Mit einer eindrücklichen Falken-Show geht auch dieser Ausflug zu Ende und die Mein Schiff 3 trifft nach einem weiteren Seetag am Endpunkt der Reise, Bremerhaven, ein.

Eindrückliche Reise mit Kapitän Per Hàrd und seiner Crew

Per Hàrd ist der aktuelle Kapitän der Mein Schiff 3. Der Schwede erklärt: „Ich muss nur in der Nähe des Meeres sein und schon stellt sich dieses Wohlgefühl bei mir von ganz allein ein. Das war schon so, als ich mit meinem Onkel durch den Stockholmer Schärengarten segelte. Schon damals wollte ich diese Liebe zur See mit möglichst vielen Menschen teilen. Deshalb wusste ich schon mit 13 Jahren, dass ich Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes werden will.“ Per Hàrd und seinen 888 Crew-Mitgliedern ist es gelungen, den Gästen auf der Kreuzfahrt mit der Mein Schiff 3 rund um das Vereinigte Königreich eine abwechslungsreiche Reise, schöne Ferien mit interessanten, sehr unterschiedlichen Destinationen und feinem Essen zu bieten.

Pro und Contra meiner Kreuzfahrt mit der Mein Schiff 3

Pro: Zweifellos ein grosses Pro gibt es zuerst für die 888 Crew-Mitglieder. Überall wo Du einem Crew-Mitglied begegnest, wirst Du mit einem Lächeln begrüsst. Und fast die gesamte, im öffentlichen Bereich tätige Mannschaft, spricht sogar ganz gut Deutsch.

Speziell erwähnen möchte ich meine beiden Zimmer-Boys. Nicht nur, dass die Kabine nach jedem Frühstück fertig gereinigt ist und sich wie neu präsentiert. Zudem zaubern Achmad und Asrori, mit ihren kunstvollen, kreativen Stofftieren ein Lächeln auf mein Gesicht. Top.

Aber auch die Küche kann eine Top-Note für sich in Anspruch nehmen. Die abwechslungsreichen Menüs im Atlantik Mediterran und Klassik bieten wirklich für jeden etwas. Und auch die Selbstbedienungsbuffets im Anckelmannsplatz, der Backstube und dem Tag & Nacht Bistro bieten viel Abwechslung – auch wenn manchmal etwas mehr Wärme den Speisen gutgetan hätte.

Contra: Für mich wichtig, für manche Reisende eher nicht ist WiFi. Aber wenn man während Stunden keinen Internetempfang hat und doch eigentlich den neuesten Blog posten sollte, so nervt das schon. Ich habe schon viele Kreuzfahrten in meinem Leben unternommen, aber einen derart katastrophalen Internet-Empfang hatte ich tatsächlich noch nie. Während der Seetage war der Empfang stundenlang komplett unmöglich. Für mich wirklich unverständlich. Man fliegt zum Mond oder auch zum Mars, schafft es aber nicht einen einigermaßen akzeptablen Internet-Empfang für die Kreuzfahrt-Gäste bereit zu stellen. Glücklicherweise war der Empfang in den Häfen mit 4G oder 5G tadellos und so wussten meine Leserinnen und Leser doch noch, wie es mir auf meiner Reise mit der Mein Schiff 3 ergangen ist.

Mein Schiff 3 Route 10 Nächte/11 Tage: Grossbritannien mit Belfast

1. Tag: Anreise Bremerhaven

2. Tag: Seetag

3. Tag: Dover

4. Tag: Southampton

5. Tag: Seetag

6. Tag: Belfast

7. Tag: Greenock (Edinburgh)

8. Tag: Seetag

9. Tag: Invergordon

10. Tag: Seetag

11. Tag: Bremerhaven Heimreise